Caen - Im nordfranzösischen Caen hat einer der bislang grössten Evakuierungseinsätze begonnen, um eine 500-Kilogramm-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg zu entschärfen. Insgesamt sollten rund 20'000 Menschen ihre Häuser verlassen.
Für die Entschärfung der US-Bombe wurde die Umgebung im Umkreis von 800 Metern geräumt und abgesperrt. Ab dem frühen Morgen wurden die Anwohner des betroffenen Stadtgebietes in einem Kongresszentrum in Sicherheit gebracht, wie ein Sprecher der Stadtverwaltung sagte.
Die Betroffenen fuhren zum Kongresszentrum, wo für sie eine Cafeteria, ein Filmraum und ein Spieleraum eingerichtet waren. Als Erster traf der 22-jährige Musikstudent Josselin ein. Er wolle erst noch eine Runde schlafen und dann gemütlich frühstücken, sagte er.
Die 50-jährige Véronique, die mit ihren drei Kindern ins Kongresszentrum kam, sagte, sie habe sich eigentlich der Evakuierung widersetzen wollen. Die drohende Strafe von 1500 Euro habe sie aber schliesslich vom Gegenteil überzeugt.
Die 88-jährige Jeanette wurde im Krankenwagen ins Kongresszentrum gebracht. Sie wurde durch die Bombenentschärfung an den Zweiten Weltkrieg erinnert. "Ich habe Caen in Flammen gesehen, 1944 sind in meinem Garten drei Bomben eingeschlagen," sagte sie.
Im Sommer 1944 bombardierten die Alliierten die Stadt, um sie von der deutschen Besatzung zu befreien. Mehr als 10'000 Tonnen Bomben gingen über Caen nieder, fast 1200 Zivilisten kamen dabei ums Leben.