Geringe Beteiligung an Stichwahlen in Ägypten
Kairo - Rund 29 Millionen Ägypter waren am Sonntag aufgerufen, bei Stichwahlen über die endgültige Zusammensetzung des Parlaments zu entscheiden. Die Opposition hatte zum Boykott aufgerufen.
Sie wirft der regierenden Nationaldemokratischen Partei (NDP) von Präsident Husni Mubarak vor, die Ergebnisse der ersten Runde vor einer Woche manipuliert zu haben. Das staatliche Fernsehen berichtete, die Wahlbeteiligung sei deutlich geringer gewesen als beim ersten Durchgang.
In der ersten Runde hatte die NDP von Präsident Mubarak 209 der insgesamt 508 Mandate erhalten. Die liberale Wafd-Partei bekam zwei Sitze. Drei weitere Parteien sicherten sich jeweils ein Mandat. Ausserdem siegten sieben unabhängige Kandidaten und vier Mitglieder der NDP, die kandidiert hatten, obwohl sie von den Parteigremien nicht nominiert worden waren.
Die Muslimbrüder, die im Parlament zuletzt mit 88 Abgeordneten die grösste Fraktion gestellt hatten, gingen ganz leer aus. Sie hätten im zweiten Wahlgang in 27 Bezirken erneut antreten können, entschieden sich aber - ebenso wie die Wafd - für einen Boykott.
Der erste Wahlgang war nach Angaben unabhängiger Beobachter von zahlreichen Unregelmässigkeiten überschattet gewesen. Menschenrechtsgruppen berichteten von mindestens drei Toten bei gewaltsamen Zwischenfällen am Wahltag.
Die Behörden erklärten, die Fälle hätten mit der Wahl nichts zu tun gehabt. Die Wahlkommission sprach von einem weitgehend reibungslosen Ablauf der Abstimmung. Unabhängige Wahlbeobachter waren nicht zugelassen.