Generalstab in Ankara: Geplanter Putsch wahrscheinlich echt
Istanbul - Nach der jüngsten Serie von Haftbefehlen gegen Offiziere der türkischen Armee wegen des Verdachts auf Teilnahme an Putschvorbereitungen hat das öffentliche Ansehen der Militärs einen weiteren Schlag erlitten.
Der Generalstab in Ankara räumte am späten Montagabend ein, dass ein bisher von den Generälen als böswillige Fälschung abgetaner Putschplan eines Offiziers möglicherweise doch echt ist.
Laut Zeitungsberichten hatte Durcun Cicek, ein Marine-Oberst im Generalstab in Ankara, im vergangenen Jahr einen "Aktionsplan" zur Destabilisierung der religiös-konservativen Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan unterzeichnet.
Der Plan sah unter anderem vor, islamischen Gruppen in der Türkei Waffen unterzuschieben, um sie auf diese Weise als radikalen Flügel der Regierungsanhänger zu präsentieren. Generalstabschef Ilker Basbug hatte den "Aktionsplan" als "Stück Papier" heruntergespielt und von einer Kampagne gegen die strikt säkuläre Armee gesprochen.
Nun erklärte der Generalstab jedoch nach einer Untersuchung des Dokuments durch die Militärstaatsanwaltschaft, es gebe Beweise für die Echtheit des Plans. Ein Militärgericht habe einen Antrag auf Haftbefehl gegen Oberst Cicek jedoch abgelehnt. Auch zivile Sachverständige hatten die Echtheit des Plans bestätigt.
Bei zwei Polizeiaktionen in der vergangenen Woche waren mehrere Dutzend aktive und pensionierte Offiziere festgenommen worden; gegen mehr als 30 von ihnen wurde von zivilen Richtern Haftbefehl wegen eines bewaffneten Umsturzversuchs erlassen. Die Festnahmen haben das Ansehen der Armee stark beschädigt.