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Gefängnis Champ-Dollon: Hälfte der Insassen hat psychische Probleme

Dieser Inhalt wurde am 28. Dezember 2010 - 09:51 publiziert
(Keystone-SDA)

Genf - Im Genfer Gefängnis Champ-Dollon leidet beinahe die Hälfte der Insassen an psychischen Problemen. Bei den Frauen ist der Anteil sogar noch höher, wie eine Studie von Genfer Forschern zeigt.
Bei der Studie handelt es sich um die erste Untersuchung, welche die mentale Gesundheit der Häftlinge im grössten Gefängnis der Schweiz detailliert beschreibt.
Die Forscher um Ariel Eytan und Hans Wolff vom Genfer Universitätsspital (HUG) analysierten 1510 Dossiers, darunter 76 von Frauen, die ihnen 2007 die medizinische Station von Champ-Dollon zur Verfügung gestellt hatten. Das Alter der betroffenen Häftlinge lag zwischen 18 und 82 Jahren, im Durchschnitt bei 30 Jahren.
Die Studie, die im "International Journal of Law and Psychiatry" publiziert wurde, ergab, dass 45,3 Prozent der Männer und 56,6 Prozent der Frauen an diversen psychischen Problemen leiden.
Zudem ist der Substanzmissbrauch verbreitet: 41,2 Prozent trinken Alkohol, 35,9 Prozent kiffen, 31,1 Prozent schlucken Benzodiazepine (Tranquillizer), 26,6 Prozent schnupfen Kokain, und 17,4 Prozent konsumieren Heroin.
Auch starkes Rauchen ist an der Tagesordnung. 68,9 Prozent sind Raucher - das sind mehr als doppelt so viele wie in der Gesamtbevölkerung. 11,6 Prozent der Männer und 9,2 Prozent der Frauen gaben ausserdem an, Opfer von Gewalt durch Polizei oder Aufseher geworden zu sein.
Forscher: Leider keine neuen DatenDie Wissenschafter bemängeln, dass es trotz der gut ausgebauten medizinischen Versorgungen in zahlreichen Anstalten keine aktuellen epidemiologischen Daten zu den Schweizer Gefängnissen gebe.
Die Zahlen der Studie von Eytan und Wolff bestätigen allerdings die Befunde internationaler Untersuchungen. "Der hohe Anteil an Insassen mit psychischen Problemen ist leider keine Besonderheit von Champ-Dollon", sagte Ariel Eytan der Nachrichtenagentur SDA. In Europa liege der Anteil zwischen 27 und 78 Prozent.
Ähnliche Beobachtungen seien praktisch überall auf der Welt gemacht worden, vor allem aber in Grossbritannien. Auch die beunruhigende Situation in Frankreich mit den hohen Suizidraten ist laut Eytan bekannt.

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