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Experte ortet Mängel bei Polizei-Einsatz gegen Bieler Rentner

Dieser Inhalt wurde am 23. August 2011 - 12:49 publiziert
(Keystone-SDA)

Die Kantonspolizei Bern hat vor dem Einsatz gegen Peter Hans Kneubühl zu wenig Informationen über den Bieler Rentner eingeholt und zu lange gemeint, der Mann wolle sich töten lassen. Das ist das Resultat einer Administrativuntersuchung.

Autor des am Dienstag publizierten Berichts ist der frühere Zuger Justizdirektor Hanspeter Uster. Im Auftrag der bernischen Polizeidirektion nahm er den Polizei-Einsatz vom September 2010 unter die Lupe.

Wegen der drohenden Zwangsversteigerung hatte sich Kneubühl in seinem Haus verschanzt. Er gab mehrmals Schüsse ab, dabei wurde ein Polizist schwer verletzt. Dann gelang dem Rentner sogar die Flucht aus dem Belagerungsring. Erst nach gut einer Woche wurde er bei Biel gefasst.

Der Polizei-Einsatz sei glimpflich ausgegangen, betont Uster: Der Rentner habe lebend und nur leicht verletzt gefasst werden können. Generell habe die Polizei sehr gute Arbeit geleistet. In zwei Bereichen wäre aber ein anderes Vorgehen angezeigt gewesen.

Zu wenig Informationen

Erstens hätte die Polizei vor dem Einsatz mehr Informationen über Kneubühl einholen können. Ein aktenkundiger Vorfall von 2001 hätte der Polizei zum Beispiel verdeutlicht, dass Kneubühl zu Gewalt gegen Behörden und Beamte fähig ist.

Die Polizei wäre auch besser vorbereitet gewesen, wenn sie die Hinweise über eine mögliche psychische Erkrankung Kneubühls gekannt hätte. Das Regierungsstatthalteramt gab entsprechende Schreiben aber nicht weiter, und die Polizei fragte auch nicht nach, obwohl sie Kenntnis von der Existenz der Schreiben hatte.

Das zweite Hauptproblem war laut Uster, dass die Einsatzleitung viel zu lange von einer falschen Annahme ausging: Sie glaubte, Kneubühl strebe eine Erschiessung durch die Polizei an. Die Möglichkeit einer Flucht habe man deshalb gar nicht bedacht.

Funkgerät versagte

Während der mehrtägigen Flucht konnte Kneubühl kurz in sein Haus zurückkehren, ohne festgenommen zu werden. Das geht laut Uster auf eine technische Panne zurück. Die Polizei hatte das Haus zwar verdeckt überwacht. Doch als ein Polizist den Rentner auftauchen sah und die Kollegen verständigen wollte, versagte das Funkgerät.

Diese Panne müsse man akzeptieren, sagte Polizeikommandant Stefan Blättler vor den Medien. Im übrigen sei er dankbar für Usters Kritik - bei den eigenen Debriefings sei man zu denselben Schlüssen gekommen. Uster und Blättler wiesen darauf hin, dass die Polizei die Hauptprobleme des Einsatzes bereits aufgearbeitet habe.

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