Ehemaliger Staatspräsident Cossiga in Rom gestorben
Rom - Der ehemalige italienische Staatspräsident Francesco Cossiga ist tot. Der 82-jährige Christdemokrat starb am Dienstag in Rom, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa.
Cossiga war am Montag vor einer Woche wegen akuter Herz-Lungen-Probleme ins "Gemelli"-Spital im Nordwesten Roms gekommen. Nach einer kurzen Besserung hatte sich der Gesundheitszustand des Politikers in der Nacht zum Dienstag demnach erneut deutlich verschlechtert. Am frühen Nachmittag erlitt er einen Herzstillstand.
1928 in Sassari auf Sardinien geboren - galt Cossiga als Vollblutpolitiker. Schon 1958 wurde der studierte Jurist mit 30 Jahren zum ersten Mal Parlamentarier, 1966 war er erstmals Regierungsmitglied, 1974 Innenminister, 1979 Ministerpräsident. 1985 wurde er im Alter von 57 Jahren zum jüngsten Staatspräsidenten der Geschichte Italiens gewählt.
Dabei wandelte er sich in der zweiten Hälfte seiner Amtszeit zu einem scharfen Kritiker der Parteien und regte eine Umwandlung Italiens von einer parlamentarischen in eine präsidentielle Demokratie an. Im April 1992 trat er drei Monate vor dem Ende seines Mandats zurück.
Als Innenminister der Regierung Aldo Moro erlebte Cossiga einen der dunkelsten Abschnitte der italienischen Nachkriegsgeschichte mit, als der Ministerpräsident 1978 von Terroristen der "Roten Brigaden" (BR) entführt und ermordet wurde. In der Regierungskoalition gehörte Cossiga zu denen, die jede Verhandlung mit den Terroristen abgelehnt hatten.
Als Moros Leiche am 9. Mai 1978 gefunden wurde, trat er als Innenminister zurück und übernahm die Verantwortung für das Versagen der Sicherheitskräfte bei der Rettung des Entführten.
Wie alle ehemaligen Staatspräsidenten war auch Cossiga bis zuletzt Senator auf Lebenszeit. Im Parlament unterstützte er zuletzt vor allem die katholischen Mitte-Rechts-Parteien, die sich in den 1990er-Jahren nach dem Korruptionsskandal "Tangentopoli" gebildet hatten.