Die St. Galler "Goldfinger" werden zu Freiheitsstrafen verurteilt
Zu Freiheitsstrafen von sechs und viereinhalb Jahren hat das Kreisgericht St. Gallen zwei "Goldfinger"-Brüder verurteilt. Sie hatten 686 Anleger um 50 Millionen Franken geprellt. Ein dritter Beschuldigter wurde zu sechs Monaten bedingt verurteilt.
Das Gericht befand die aus Ex-Jugoslawien stammenden Brüder mit österreichischem Pass unter anderem des gewerbsmässigen Betrugs schuldig. Die Anklage hatte sechs und vier Jahre Freiheitsstrafe sowie 10'000 Franken Busse für den 41-jährigen Hauptangeklagten und dessen 38-jährigen Bruder gefordert.
Für den 41-jährigen Mitangeklagten Schweizer hatte der Staatsanwalt erst eine bedingte Strafe von zehn Monaten und 300 Tagessätzen gefordert, dann auf 18 Monate erhöht und eine geringere Geldstrafe beantragt. Das Gericht entschied jetzt auf sechs Monate bedingt - ohne Geldstrafe.
Die Verteidigung forderte Freispruch vom Vorwurf des Betrugs und 36 Monate für den Hauptangeklagten sowie 28 Monate für den Bruder. Die Anklage lautete auf gewerbsmässigen Betrug, qualifizierte Veruntreuung, ungetreue Geschäftsbesorgung, Misswirtschaft, Urkundenfälschung, Widerhandlungen gegen das Finanzmarktaufsichts- und das Bankengesetz.
Verfahren wegen Steuerhinterziehung
Die Brutto-Deliktsumme lag bei 68 Millionen Franken. Da die Brüder Gelder von neuen Investoren an "Alt"-Kunden zurückbezahlten, die ihr Geld verlangten, blieb eine Netto-Deliktsumme von 50 Millionen Franken. 90 Prozent dieses Gelds war Schwarzgeld. Diese Anleger haben jetzt alle ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung am Hals.
Die zwei glaubten, sie hätten "den goldenen Daumen". Mit einem komplizierten Firmenkonstrukt prellten sie die Anleger, die ihr Geld in Rendite-Investitionen mit Renditen zwischen 40 und 1000 Prozent - oder als Altersvorsorge bei der Infina GmbH, in der Infina Vermögensverwaltungs AG oder der Fina Freizügigkeitsstiftung anlegen liessen.
Rund zehn Jahre lang führten die Brüder eine Bank, ohne Banklizenz und ohne, dass es jemand merkte. Sie arbeiteten auch mit der St. Galler Kantonalbank (SGKB) zusammen. Ein Verteidiger warf der SGKB vor, ohne Prüfung tausende von Franken am Schalter von den beiden entgegen genommen zu haben.
2009 zeigte sich der Hauptbeschuldigte selber an, geschäftete aber munter weiter und verschob Millionen zwischen den zahlreichen Firmen.