Berliner Quadriga-Preis für Putin wird nicht vergeben
Nach den Querelen um Wladimir Putin als Preisträger fällt die Verleihung des Quadriga-Preises der deutschen Einheit dieses Jahr aus. Das Kuratorium sehe sich wegen der massiven Kritik dazu gezwungen, teilte der Verein Werkstatt Deutschland in Berlin mit.
Der russische Ministerpräsident sollte am 3. Oktober, am Tag der Deutschen Einheit, "für seine Verdienste für die Verlässlichkeit und Stabilität der deutsch-russischen Beziehungen" ausgezeichnet werden.
Mehrere frühere Preisträger hatten die Entscheidung für Putin kritisiert, Mitglieder des Kuratoriums waren aus Protest zurückgetreten. Kritik gab es vor allem, weil Putin mangelnde Beachtung der Menschenrechte vorgeworfen wurde.
Protest früherer Preisträger
Vaclav Havel, Preisträger 2009, erwog die Rückgabe seiner Auszeichnung. Havel wollte nach Informationen aus Prag sein Vorgehen mit einem weiteren tschechischen Preisträger, dem Bürgerrechtler Simon Panek, abstimmen. Dieser hatte am Mittwoch erklärt, dass er "definitiv nicht in gleicher Reihe mit Putin" stehen wolle.
Der dänische Installationskünstler Olafur Eliasson hatte seine eigene Auszeichnung bereits aus Protest zurückgegeben. Der Chef der deutschen Grünen, Cem Özdemir, war von seinem Kuratoriumsposten zurückgetreten, genauso wie der Heidelberger Historiker Edgar Wolfrum.
In seiner Erklärung schrieb das Kuratorium des undotierten Preises, die Entscheidung sei "angesichts des zunehmend unerträglichen Drucks und der Gefahr weiterer Eskalierung" gefallen.
Die Quadriga habe sich bei den Betroffenen entschuldigt und um Verständnis dafür gebeten, dass sie sich gezwungen sehe, von einer Preisverleihung abzusehen. Die Erklärung wurde zwei Tage vor Regierungskonsultationen in Hannover zwischen der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew veröffentlicht.
Keinen Preis erhalten damit auch die weiteren drei Nominierten, die mexikanische Aussenministerin Patricia Espinosa, die türkischstämmige Autorin und Lehrerin Betül Durmaz und der palästinensische Premierminister Salam Fayyad.