Anhänger demonstrieren mit Sitzstreik für Freilassung Timoschenkos
Aus Protest gegen die Inhaftierung der ehemaligen ukrainischen Regierungschefin Julia Timoschenko sind etwa hundert ihrer Anhänger in einen Sitzstreik getreten. Die Demonstranten, unter ihnen Parlamentsabgeordnete, errichteten am Samstag Zelte auf der Kreschschatik-Allee in Kiew.
Der Sitzstreik auf der Allee, die zwischen dem Gerichtsgebäude und Timoschenkos Gefängnis verläuft, soll nach ihren Angaben so lange dauern, bis die Politikerin freigelassen wird.
Timoschenkos Vertrauter Olexander Turschinow warnte Staatschef Viktor Janukowitsch vor einer Wiederholung der Orangenen Revolution von 2004. Damals hatte eine Protestbewegung unter der Führung von Timoschenko und anderen pro-westlichen Politikern den pro-russischen Staatschef Janukowitsch entmachtet.
Mit neuen Protesten könne schon im September ein Regierungswechsel erzwungen werden, sagte Turschinow. Die Menschenrechtsombudsfrau Nina Karpaschewa sagte nach einem Gefängnisbesuch am Freitagabend, Timoschenko teile sich eine Zelle mit einer anderen Frau und dürfe sich von Angehörigen einen Fernseher und einen Kühlschrank bringen lassen.
Timoschenko war am Freitag in Untersuchungshaft genommen worden. Das Gericht begründete die Anordnung mit "systematischen Verstössen" gegen die Gerichtsordnung. Timoschenko hatte während ihres Prozesses wegen des Vorwurfs des Amtsmissbrauchs aus dem Gerichtssaal wiederholt spöttische Botschaften über den Kurznachrichtendienst Twitter verschickt.
Seit Ende Juni vor Gericht
Die Politikerin muss sich seit Ende Juni vor Gericht in Kiew verantworten. Dabei geht es um Gasabkommen, die während ihrer Regierungszeit im Jahr 2009 mit Russland geschlossen wurden und laut Anklage für Kiew äusserst ungünstig waren.
Timoschenko soll die Abkommen ohne Zustimmung des Kabinetts unterzeichnet haben. Die Ex-Regierungschefin weist die Vorwürfe als politisch motiviert zurück.
Bereits am Freitag hatte Timoschenkos Inhaftierung für Tumulte gesorgt. Während einige ihrer Anhänger "Schande" riefen, lieferten sich andere Handgemenge mit der Polizei. Die EU äusserte sich besorgt über die Inhaftierung.