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97-jähriger Ungar in Nazi-Kriegsverbrecherprozess freigesprochen

Dieser Inhalt wurde am 18. Juli 2011 - 15:07 publiziert
(Keystone-SDA)

Der wegen Nazi-Kriegsverbrechen in Budapest angeklagte Ungar Sandor Kepiro ist am Montag in erster Instanz freigesprochen worden. Der heute 97-Jährige soll 1942 an einem Massaker an mehr als 1000 Juden, Roma und Serben im serbischen Novi Sad beteiligt gewesen sein.

Die Region stand damals unter ungarischer Besatzung. Zur Urteilsbegründung wurde zunächst nur bekannt, dass es nicht nachweisbar sei, dass Kepiro vom Massaker gewusst habe. Die Staatsanwaltschaft hatte lebenslange Haft gefordert. Gegen das Urteil des Stadtgerichts Budapest kann Berufung eingelegt werden.

Kepiro hatte als Gendarm im damals ungarisch besetzten Novi Sad in Serbien an Festnahmen von Zivilisten teilgenommen, soll aber von der anschliessenden Ermordung der Verhafteten nichts gewusst haben. Ihm wurde im Prozess nicht vorgeworfen, Häftlinge getötet zu haben.

Es handelte sich um eine Säuberungsaktion der ungarischen Armee, nachdem dort Partisanenaktivitäten vermutet wurden waren. Der politisch unabhängige ungarische Historiker Krisztian Ungvary sagte, Kepiro sei juristisch kaum eine Schuld nachzuweisen, er trage aber wohl eine "moralische" Verantwortung.

Aus dem Spital in den Gerichtssaal

Die Urteilsverkündung sollte am Dienstag fortgesetzt werden. Sie wurde auf zwei Tage aufgeteilt, weil sich der Angeklagte aus Gesundheitsgründen täglich nur sehr kurz konzentrieren kann.

Kepiro war aus einem Spital von Sanitätern in den Gerichtssaal gebracht worden. Auch während der Urteilsverkündung hing er an einem Infusionstropf, und wurde nach 15 Minuten wieder in die Klinik zurückgebracht, berichtete die ungarische Nachrichtenagentur MTI.

Das Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem hatte Kepiro 2006 in Budapest aufgespürt. Das Verfahren gegen ihn dürfte eines der letzten Nazi-Kriegsverbrecherprozesse sein. Er war nach dem Krieg nach Argentinien geflohen und in den Neunzigern nach Budapest zurückgekehrt.

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