AKTIEN FRANKFURT/Schluss: Schuldenkrise schickt Dax erneut auf Talfahrt
FRANKFURT (awp international) - Die ungelöste Schuldenkrise in Europa und in den USA hat den deutschen Aktienmarkt zum Wochenstart erneut auf Talfahrt geschickt. Nachdem der Leitindex Dax bereits in der Vorwoche knapp zweieinhalb Prozent eingebüsst hatte, verlor er am Montag weitere 1,55 Prozent auf 7.107,92 Punkte. Sein Tagestief hatte er rund eine halbe Stunde zuvor bei 7.089 Punkten erreicht. Der MDax der mittelgrossen Werte sank um 1,99 Prozent auf 10.575,04 Punkte. Der TecDax gab um 2,49 Prozent auf 819,21 Punkte nach.
"Es ist zurzeit sehr viel Unsicherheit und Nervosität im Markt", sagte Marktstratege Christian Stocker von der Unicredit. Zum einen sorge die ungelöste Schuldenkrise für Druck samt der damit zusammenhängenden Diskussionen über eine Zusatzsteuer für Finanzunternehmen zur Hilfe Griechenlands. Zum anderen sei bei den Unternehmen allgemein inzwischen eine abnehmende Ergebnisdynamik spürbar. "Auch wenn speziell für Deutschland das zweite Quartal noch gut gelaufen sein dürfte, wird jetzt verstärkt auf die Ausblicke geschaut." Siemens hatte bereits gesagt, dass der Rückenwind der Krisenerholung nun wohl vorbei sei und nun sprach auch Philips von einem wirtschaftlich unsicheren Umfeld und enttäuschte zudem mit einem Umsatzrückgang im abgelaufenen Quartal.
BANKTITEL SCHWACH
Dass die Aktien der Bankbranche so schwach aus dem Tag gingen, führte der Marktstratege der Unicredit somit weniger auf den Stresstest der Banken zurück als auf die Schuldenkrise und die daher diskutierte Zusatzsteuer. Die Titel der Commerzbank büssten als Dax-Schlusslicht 4,64 Prozent auf 2,384 Euro ein, während die der Deutschen Bank um 3,54 Prozent auf 35,870 Euro nachgaben. Den Stresstest hatten alle geprüften deutschen Banken bestanden, allerdings hagelte es auch hier Kritik, da der Test nur wenig über die aktuellen Risiken für die Eurozone und insbesondere die Lage der Banken aussagt.
Die Anteilsscheine von Siemens gaben um 1,46 Prozent auf 91,69 Euro nach. Sie litten einerseits unter den Quartalszahlen des niederländischen Konkurrenten Philips. Andererseits verwiesen Börsianer auf einen Bericht der "Financial Times Deutschland" (FTD), dem zufolge die Bundesregierung Schienenkorridore nicht mehr vollständig mit dem Sicherheits- und Leitsystem ETCS ausrüsten will. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) habe die Einnahmen, die Anbietern wie Siemens und Alstom dadurch entgehen würden, auf 4,5 Milliarden Euro beziffert, schreibt das Blatt. Die Aktien des Verkehrstechnikunternehmens Vossloh verloren in der Folge 2,59 Prozent auf 83,77 Euro.
PRESSEBERICHT BELASTET DAIMLER UND TELEKOM
Ein weiterer Bericht in der "FTD" zum Mautsystem Toll Collect belastete Händlern zufolge die Papiere der beiden Betreiber Daimler und Deutsche Telekom . Dem Autobauer und dem Telekkomkonzern drohe ein Vergleich im Streit um Schadensersatzforderungen des Bundes. Ein Telekom-Sprecher wies den Bericht zwar zurück und sagte, er entbehre jeder Grundlage, die Aktie büsste dennoch knapp zwei Prozent ein. Nach Angaben beider Unternehmen gibt es grundsätzlich keinen neuen Stand im Schiedsgerichtsverfahren. Die Daimler-Papier sanken dessen ungeachtet um etwas mehr als drei Prozent.
Der EuroStoxx 50 sackte um 1,79 Prozent ab auf 2622,36 Punkte und auch die Leitindizes in Paris und London gaben kräftig nach. In den USA zeigten sich die wichtigsten Indizes zum europäischen Handelsschluss ebenfalls schwach.
Am deutschen Rentenmarkt sank die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 2,40 (Freitag: 2,46) Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,17 Prozent auf 125,62 Punkte. Der Bund Future gewann 0,33 Prozent auf 129,42 Punkte. Der Euro sank. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,4045 (Freitag: 1,4146) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7120 (0,7069) Euro./ck/he