AKTIEN FRANKFURT/Leichte Verluste - Keine Impulse von Vorgaben und ZEW
FRANKFURT (awp international) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag seine Anfangsgewinne nicht halten können und ist in rotes Terrain abgerutscht. Von den Vorgaben aus Übersee kamen ebenso wenig positive Impulse wie von den ZEW-Konjunkturerwartungen, die sich im Dezember den dritten Monat in Folge eintrübten. Allerdings hatten Volkswirte mit einem deutlicheren Stimmungsrückgang gerechnet.
Gegen Mittag lag der Dax 0,15 Prozent tiefer bei 5.793,30 Zählern. Der MDax verlor 0,02 Prozent auf 7.348,20 Punkte und der TecDax sank um 0,18 Prozent auf 811,77 Punkte. Am Nachmittag könnten noch US-Konjunkturdaten wie Erzeugerpreisen und neue Daten vom US-Häusermarkt für Bewegung sorgen.
Ein positiv aufgenommener Zeitungsbericht schob MAN-Aktien mit plus 3,33 Prozent auf 54,56 Euro an die Dax-Spitze. Der Volkswagen-Konzern (VW) könnte laut "Süddeutsche Zeitung" den Aktionären des Münchner Nutzfahrzeugherstellers schon bald ein Übernahmeangebot unterbreiten. Das erwartet ein führender Manager des Unternehmens. "Das Angebot wird kommen", sagte der Manager der Zeitung. VW ist mit 29,9 Prozent an MAN beteiligt. Die Stammaktien von VW legten um 0,85 Prozent auf 81,69 Euro zu.
Titeln von Infineon standen ebenfalls nach einem Presseartikel im Blickfeld der Anleger. Konzernchef Peter Bauer peilt langfristig eine operative Gewinnmarge von 15 Prozent an, wie er der "Börsen-Zeitung" erklärte. Langfristig müssten aus seiner Sicht die Segmentergebnisse in Summe die 15 Prozent-Marge erreichen. Laut Heino Ruland, Analyst bei Ruland Research, hört sich dieses Ziel aber sehr ambitioniert an. Die Produktionskosten von Infineon fielen hauptsächlich in Euro an, gleichzeitig würden die Waren aber in Dollar verkauft - das belaste bei ungünstiger Währungsentwicklung. Tobias Loskamp, Analyst bei Kepler, wertete Bauers Äusserungen über mögliche Zukäufe als beruhigend. Die Aktie verlor 0,15 Prozent auf 3,375 Euro.
Im MDax stand Tui mit Zahlen und Personalien im Fokus. Der weltgrösste Reisekonzern schrieb im Rumpfgeschäftsjahr 2009 nur wegen des Teilverkaufs von Hapag-Lloyd schwarze Zahlen und behält weiter ihren kompletten Ausstieg bei der Container-Reederei im Auge. Die Tui AG passt gerade ihr Geschäftsjahr an das touristische Jahr bis Ende September an. Aus diesem Grund wurde die Berichtsperiode 2009 auf neun Monate verkürzt. Ferner geht Finanzvorstand Rainer Feuerhake im Februar in den Ruhestand. Horst Baier wird sein Nachfolger. Zudem sprach sich der Aufsichtsrat für Klaus Mangold als neues Mitglied des Kontrollgremiums aus. Sowohl bei Händlern als auch bei Analysten stiess der besser als erwartete Geschäftsbericht auf Beifall. Die Titel rückten um 1,14 Prozent auf 5,305 Euro vor.
MDax-Spitzenreiter waren aber die Titel von Vossloh , die sich um 4,40 Prozent auf 69,78 Euro verteuerten. Merrill Lynch hatte die Papiere nach der Übernahme mehrerer Schienendienstleister in Deutschland von "Neutral" auf "Buy" hochgestuft. Analyst Claus Roller setzte das Kursziel für die Aktien des Verkehrstechnikkonzerns in einer Studie auf 80 Euro. Die Zukäufe schätzt er als sehr attraktiv ein, da die akquirierten Unternehmen dank ihres technischen Know-Hows und lang bestehender Kundenbeziehungen zur Deutschen Bahn deutlich wertsteigernde Dienstleistungen anböten. Roller hob seine Gewinnprognosen je Aktie für 2010 und 2011 um jeweils sechs Prozent an.
Anteilsscheine von Fielmann verteuerten sich um 1,06 Prozent auf 52,30 Euro. Hier erhöhte Merrill Lynch das Votum für die Aktien von "Neutral" auf "Buy" und hob das Kursziel von 50 auf 58 Euro an. Sowohl auf der Umsatz- als auch der Gewinnebene dürfte die Augenoptiker-Kette 2010 und 2011 wieder solide wachsen, schrieb Analyst Flavio Cereda. In den Kernmärkten dürfte Fielmann zu einem Volumenwachstum zurückfinden und weitere Marktanteile gewinnen. Im Jahr 2010 zähle der Titel zu den Investitionen, die Anleger im Portfolio haben sollten.
Im SDax liess ein angehobenes Ergebnisziel die Aktie der Comdirect Bank um 0,49 Prozent auf 6,18 Euro steigen - im Hoch hatte die Aktie sogar 6,31 Euro erklommen. Die Onlinebank erhöht ihr Ergebnisziel für 2009 auf 75 Millionen Euro vor Steuern. "Das operative Geschäft ist gut verlaufen; unsere Erwartungen an das vierte Quartal wurden übertroffen - deshalb sehen wir ein höheres Ergebnis", sagte der Vorstandsvorsitzende Michael Mandel. Börsianer begrüssten diese Aussagen. "Auf den ersten Blick klingt das sehr positiv und sollte der Aktie helfen", sagte ein Händler. Zuvor habe Comdirect mit 70 Millionen Euro Gewinn vor Steuern gerechnet. Ein anderer rechnet nun mit einer Anhebung der Schätzungen für die Bank.
gl/fat