AKTIEN FRANKFURT/Eröffnung: Markt dreht vor Krisengipfel ins Minus
FRANKFURT (awp international) - Nach einem freundlichen Auftakt ist der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag ins Minus gedreht. Börsianer verwiesen auf die Unsicherheit der Anleger vor dem anstehenden europäischen Sondergipfel zur Schuldenkrise und eine eingetrübte Stimmung der Einkaufsmanager in China sowie Europa. Gut eine Stunde nach Handelsbeginn notierte der Leitindex Dax 0,60 Prozent tiefer bei 7.177,77 Punkten. Der MDax mittelgrosser Werte sank um 0,49 Prozent auf 10.717,81 Punkte und der TecDax rutschte um 0,676 Prozent auf 834,45 Punkte ab.
Analyst Gregor Kuhn von IG Markets glaubt indes, dass es die Märkte im weiteren Verlauf erheblich stützen könnte, "sollte tatsächlich heute schon ein wegweisender Befreiungsschlag aus der Euro-Krise gelingen, der nicht nur Griechenland, sondern auch die anderen EU-Sorgenkinder mit einbezieht". Für Bewegung sorgten zunächst vor allem Unternehmenszahlen. In Europa präsentierte unter anderem Siemens-Konkurrent ABB seine Resultate. Später sollten sich die Blicke auf Nokia und in den USA auf AT&T und Morgan Stanley richten. Dazu stehen einige US-Konjunkturdaten auf der Agenda.
Finanztitel profitierten teilweise - ebenso wie bereits der Euro - von Hoffnungen auf eine Einigung beim europäischen Gipfel. Schon am Vortag hatten Banken- und Versicherungsaktien zu den grössten Gewinnern gehört. Im Dax gewannen Commerzbank 2,39 Prozent auf 2,570 Euro und besetzten damit abermals den Spitzenplatz. Für Deutsche Bank ging es um 0,53 Prozent auf 37,880 Euro hoch. Im MDax gewannen Aareal Bank 1,87 Prozent auf 20,120 Euro.
Dagegen belasteten die laut Händlern durchwachsenen Aussagen des US-Halbleiterkonzerns Intel die Technologiewerte. Die Resultate zum zweiten Quartal und auch der Ausblick hätten über den Erwartungen gelegen, gleichzeitig habe der Konzern aber auch vor einer sich abschwächenden Entwicklung in den etablierten Märkten gewarnt. Dies belaste den Sektor. Nachbörslich verloren die Intel-Aktien knapp zwei Prozent. Für SAP ging es um 1,19 Prozent auf 40,710 Euro nach unten. Bei Infineon sorgten zudem pessimistische Erwartungen des südkoreanischen Konkurrenten für Verluste von 2,65 Prozent auf 7,019 Euro.
Die Aktien der Deutschen Telekom gaben um 1,00 Prozent auf 10,400 Euro nach. Händler verwiesen darauf, dass der milliardenschwere Verkauf der Tochter T-Mobile USA an den Rivalen AT&T zur Zitterpartie wird. In mehreren US-Bundesstaaten und in Washington formiert sich der Widerstand, weil von aktuell vier landesweiten Mobilfunkanbietern nur noch drei übrig blieben. Die Sorge ist, dass die Preise steigen und der Service abnimmt. Am Mittwoch hat der einflussreiche Senator Herb Kohl die Kartellbehörden aufgerufen, das Geschäft zu untersagen. "Das sollte den Deal zwar nicht blockieren, aber Kohls Stimme hat sicherlich einiges Gewicht bei den Behörden, auch wenn seine Position nicht neu ist", kommentierte ein Händler.
Für die Tui-Titel ging es nach positiven Aussagen der Tochter L'Tur um 0,56 Prozent auf 6,520 Euro hoch. L'Tur sendet im Endspurt eines für Reiseveranstalter turbulenten Jahres positive Signale an die Investoren des Mutterkonzerns: "Der Umsatz liegt schon jetzt deutlich über dem Vorjahreswert von 394 Millionen Euro", sagte der Chef von Europas grösstem Last-Minute-Anbieter, Markus Orth, der "Financial Times Deutschland". Zur Höhe des Gewinns äusserte sich der Manager nicht. Ein Händler nannte die Aussagen ermutigend. Bei Adva Optical Networking sorgten indes durchwachsene Zahlen für das zweite Quartal für Kursverluste von 4,18 Prozent auf 4,400 Euro./gl/rum