AKTIEN FRANKFURT/Eröffnung: Leichter - Gewinnmitnahmen nach US-Vorgabe
FRANKFURT (awp international) - Ein Richtungswechsel im späten US-Handel hat den deutschen Aktienmarkt am Freitag zur Eröffnung belastet. Der Dax gab am Morgen 0,38 Prozent auf 6.109,65 Punkte ab. Am Vortag war der Leitindex um 1,56 Prozent auf den höchsten Stand seit September 2008 gesprungen. Der MDax büsste 0,29 Prozent auf 8.146,22 Punkte ein und der TecDax sank um 0,45 Prozent auf 828,50 Punkte.
Der späte Ausverkauf an der Wall Street löse Gewinnmitnahmen aus, sagte IG Markets-Analyst Ben Potter. Nur der Dow Jones hatte am Donnerstag sein zeitweise deutliches Plus über die Schlussglocke hinaus retten können, während die übrigen Indizes mit Verlusten aus dem Handel gingen. Wieder aufgeflammte Sorgen um die Finanzkrise der Eurozone haben laut Händlern den Markt belastet. Inzwischen steht aber zumindest für das hoch verschuldete Griechenland ein europäischer Rettungsplan. Am frühen Nachmittag dürfte das von der Uni Michigan ermittelte US-Verbrauchervertrauen dann neue Akzente setzen.
Nach Details zur laufenden Kapitalerhöhung ragten die Vorzugs- und Stammaktien von VW mit Kursgewinnen heraus. VW Vorzüge sprangen mit plus 2,42 Prozent auf 68,18 Euro an die Dax-Spitze, die Stämme verteuerten sich um 1,27 Prozent auf 71,17 Euro. Der VW-Vorstand legte den Bezugspreis sowie den Platzierungspreis für die Vorabplatzierung der neuen Vorzugsaktien auf 65 Euro fest. Insgesamt werden laut Mitteilung gut 64,9 Millionen nennwertlose Anteilsscheine ohne Stimmrecht in einem Bezugsverhältnis von 37 zu 6 ausgegeben. Damit fliesst dem Autokonzern ein Nettoemissionserlös von rund 4,1 Milliarden Euro zu. Sämtliche neuen Vorzugsaktien seien im Rahmen der Vorabplatzierung abgegeben worden. Ein Händler hatte die positive Reaktion bereits erwartet: "Die Tatsache, dass alle Papiere bei 65 Euro und damit nur rund 2,5 Prozent unter dem gestrigen Schlusskurs platziert werden konnten, stützt die Aktien."
Entgegen den Erwartungen von Marktteilnehmern verloren Stahltitel trotz positiver Nachrichten an Wert. Salzgitter , die im Laufe des Tages noch endgültige Zahlen vorlegen, verloren 0,52 Prozent auf 68,39 Euro und ThyssenKrupp büssten 0,39 Prozent auf 25,625 Euro ein. Wolfgang Eder, Chef des österreichischen Stahlkonzerns Voestalpine, erwartet dass Stahlfirmen und Eisenerzlieferanten bei ihren derzeitigen Preisverhandlungen einen Kompromiss finden. Dem "Handelsblatt" sagte Eder, er sehe zwar noch kein neues Preissystem. Er rechne aber in den neuen Lieferverträgen mit mehr Flexibilität. Zudem hatte Nippon Steel am Vorabend mitgeteilt, ab April die Preise für bestimmte Stahlprodukte zu erhöhen. Schwächster Dax-Wert war K+S mit minus 1,00 Prozent auf 45,750 Euro.
Im MDax gewannen Hochtief-Aktien nach positiven Analystenreaktionen auf die Zahlen vom Vortag 2,40 Prozent auf 61,43 Euro. Sowohl die Credit Suisse als auch HSBC erhöhten ihre Kursziele für den Baukonzern und signalisieren deutliches Potenzial - bei allerdings unterschiedlichen Einstufungen mit "Underperform" und "Overweight".
Nordex sackten im TecDax um 6,54 Prozent ab auf 8,580 Euro. Börsianer verwiesen auf Berichte über eine Platzierung von 6,5 Millionen Aktien des Spezialisten für Windenergieanlagen durch Goldman Sachs. Der Platzierungspreis lag laut Marktteilnehmern bei 8,50 Euro.
Andere Papiere aus dem Bereich Erneuerbare Energien zogen indes an. Für Solarworld ging es um 1,48 Prozent auf 11,2850 Euro hoch, Q-Cells gewannen 1,26 Prozent auf 8,023 Euro. Freundliche Impulse geben Börsianern zufolge Aussagen vom NRW-Regierungschef Jürgen Rüttgers (CDU). Im Falle eines Wahlsieges bei der Landtagswahl im Mai will Rüttgers die regenerativen Energien in der Region massiv ausbauen, kündigte er im Gespräch mit dem "Handelsblatt" an. Rüttgers betonte, dass NRW bis zum Jahre 2020 insgesamt 44 Prozent des CO-2-Einsparvolumens der Bundesrepublik beisteuern wolle.
Singulus Technologies rutschten um 3,61 Prozent auf 4,588 Euro ab. Der Spezialmaschinenbauer wechselt seine Führungsriege aus. Firmengründer und Interimschef Roland Lacher wechselt wie angekündigt zum 1. April zurück in den Aufsichtsrat, wie das Unternehmen am Freitag in Kahl am Main mitteilte. Ihn ersetzt Stefan Rinck. Singulus will in diesem Jahr operativ wieder schwarze Zahlen schreiben./ag/fa