AKTIEN FRANKFURT/Ausblick: Leichter - Später Richtungswechsel an Wall Street
FRANKFURT (awp international) - Ein Richtungswechsel im späten US-Handel dürften den deutschen Aktienmarkt am Freitag zur Eröffnung belasten. Der X-Dax als Indikator für die ausserbörsliche Entwicklung des deutschen Leitindex stand kurz nach 8.00 Uhr bei 6.114 Punkten und damit 0,31 Prozent unter dem Xetra-Dax-Schluss vom Donnerstag. Am Vortag war der Leitindex um 1,56 Prozent auf den höchsten Stand seit September 2008 gesprungen.
Ben Potter, Analyst bei IG Markets, sieht vor allem an den späten Ausverkauf an der Wall Street als möglichen Auslöser für Gewinnmitnahmen. Nur der Dow Jones hatte am Donnerstag sein zeitweise deutliches Plus über die Schlussglocke hinaus retten können, die übrigen Indizes gingen nach wieder aufgeflammten Sorgen um die Finanzkrise der Eurozone mit Verlusten aus dem Handel. Der Future auf den US-Leitindex büsste seit Xetra-Schluss am Vortag 0,60 Prozent ein. In Tokio schloss der Markt dagegen auf dem höchsten Stand seit achtzehn Monaten. Am frühen Nachmittag dürfte das von der Uni Michigan ermittelte US-Verbrauchervertrauen neue Akzente setzen.
Zunächst richten sich die Blicke der Marktteilnehmer aber auf die Details der Kapitalerhöhung von Volkswagen sowie die Zahlen von Salzgitter , Praktiker und Deutsche Wohnen .
Die Vorzugs- und Stammaktien von VW lagen vorbörslich wie von einem Börsianer erwartet deutlich im Plus. Der VW-Vorstand legte den Bezugspreis sowie den Platzierungspreis für die Vorabplatzierung der neuen Vorzugsaktien auf 65 Euro fest. Insgesamt werden laut Mitteilung gut 64,9 Millionen nennwertlose Anteilsscheine ohne Stimmrecht in einem Bezugsverhältnis von 37:6 ausgegeben. Insgesamt fliesst dem Autokonzern ein Nettoemissionserlös von rund 4,1 Milliarden Euro zu. Sämtliche neuen Vorzugsaktien seien im Rahmen der Vorabplatzierung platziert worden. Der Händler sagte: "Die Tatsache, dass alle Papiere bei 65 Euro und damit nur rund 2,5 Prozent unter dem gestrigen Schlusskurs platziert werden konnten, sollte die Aktien heute stützen."
Stahlwerte stehen nicht nur mit den endgültigen Zahlen von Salzgitter im Blick. So erwartet etwa Wolfgang Eder, Chef des österreichischen Stahlkonzerns Voestalpine, dass Stahlfirmen und Eisenerzlieferanten bei ihren derzeitigen Preisverhandlungen einen Kompromiss finden. Im Gespräch mit dem "Handelsblatt" sagte Eder, er sehe zwar noch kein neues Preissystem. Allerdings sei es wahrscheinlich, dass es in den neuen Lieferverträgen mehr Flexibilität gebe. Zudem hatte Nippon Steel am Vorabend mitgeteilt, ab April die Preise für bestimmte Stahlprodukte zu erhöhen. Beides zusammen dürfte der Stahlbranche nach Aussage eines Händlers noch weiteren Rückenwind verschaffen. Salzgitter wie auch ThyssenKrupp tendierten vorbörslich etwas schwächer.
Im TecDax könnten Aussagen vom NRW-Regierungschef Jürgen Rüttgers (CDU) Anbieter erneuerbarer Energien ins Visier der Anleger rücken. Im Falle eines Wahlsieges bei der Landtagswahl im Mai will Rüttgers die regenerativen Energien in der Region massiv ausbauen, kündigte er im Gespräch mit dem "Handelsblatt" an. Rüttgers betonte, dass NRW bis zum Jahre 2020 insgesamt 44 Prozent des CO-2-Einsparvolumens der Bundesrepublik beisteuern wolle. Ein Börsianer wertete den Bericht indes eher als "Randnotiz", die keinen allzu deutlichen Kurseinfluss haben dürfte.
Für die Aktien von Nordex , des Spezialisten für Windkraftanlagen, ging es aus anderem Grund zunächst deutlich nach unten. Auslöser ist laut Marktteilnehmern ein Medienbericht, wonach Goldman Sachs die Platzierung von 6,5 Millionen Aktien des Spezialisten für Windenergieanlagen plant, so der Händler. "Die bevorstehende Platzierung dürfte belasten. Es sieht derzeit nicht so aus, als ob Susanne Klatten ihren Nordex-Anteil ausbauen will", sagte er. Der Angebotspreis werde mit 8,50 Euro am Markt herumgereicht./ag/fa