AKTIEN FRANKFURT: Verluste deutlich ausgeweitet - 'Fat Finger' möglicher Grund
RANKFURT (awp international) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag seine Anfangsverluste deutlich ausgeweitet. Nach einem bereits schwachen Start infolge negativer Vorgaben sackte der Dax am späten Vormittag plötzlich jäh ab. Gegen Mittag stand der Leitindex 3,52 Prozent tiefer bei 5.739,24 Punkten. Damit steuert er auf den dritten Verlusttag in Folge zu. Ähnlich sah das Bild bei den anderen Indizes aus: Für den MDax der mittelgrossen Werte ging es um 3,31 Prozent auf 8.783,31 Punkte bergab, der Technologiewerte-Index TecDax büsste 2,72 Prozent auf 702,06 Punkte ein.
Börsianer sprachen von einem ganzen Schwall an Stopp-Loss-Verkäufen im Dax-Future, die unter dem vorherigen Tagestief bei 5.835, dann bei 5.800 Punkten und in weiteren Stufen darunter ausgelöst worden seien. Auslöser des plötzlichen Sturzes könnte eine versehentlich zu umfangreiche Verkaufsorder gewesen sein - ein so genannter "Fat Finger", der den ersten Rutsch brachte. Ein Händler sagte: "Nun ist die Nervosität im Markt wieder sehr hoch - dabei gibt es nichts Neues." Entsprechend könne sich der Markt mit dem angeschlagenen Chart auch nicht so schnell wieder erholen.
HOLCIM-ZAHLEN BELASTEN HEIDELBERGCEMENT
Unternehmenszahlen gibt es angesichts der auslaufenden Berichtssaison nur aus der zweiten Reihe. Die Aktien des Baustoffherstellers HeidelbergCement litten unter schwachen Zahlen des Schweizer Konkurrenten. Holcim und büssten 4,95 Prozent auf 30,600 Euro ein. Bei den Titeln der Energiekonzerne Eon und RWE sorgte eine skeptische Studie des japanischen Analysehauses Nomura für heftige Kursverluste von 4,97 beziehungsweise 5,79 Prozent.
KABEL DEUTSCHLAND DREHEN INS PLUS
Im MDax drehten die Aktien von Kabel Deutschland gegen den absackenden Markt ins Plus und gewannen 1,67 Prozent auf 36,510 Euro. Ein Händler verwies auf angebliche Pläne des Kabelnetzbetreibers, eigene Aktien zurückzukaufen. Zuvor hatten die Titel noch unter negativ aufgenommenen Zahlen gelitten, welche Händler als gemischt bezeichnet hatten. Dagegen sprach Analyst Sascha Berresch von Hauck & Aufhäuser von soliden und erwartungsgemässen Zahlen. Der Überschuss habe zwar seine und die Konsensschätzungen verfehlt. Dies gehe aber auf einmalige Refinanzierungskosten zurück, und zudem sei der Ausblick bestätigt worden.
Für die Papiere von Wirecard ging es im TecDax indes um 4,92 Prozent auf 10,335 Euro nach unten. Der Zahlungsabwickler hat im ersten Halbjahr bei steigenden Umsätzen etwas weniger verdient als vor einem Jahr. Die Ende Juli vorgelegten Eckdaten zu Umsatz und operativem Gewinn bestätigte das Unternehmen ebenso wie die jüngst erneuerte Prognose. Die endgültige Bilanz enthielt einem Händler zufolge im Vergleich zu den vorläufigen Zahlen keine Überraschung.
MEILENSTEIN-ZAHLUNG STÜTZT EVOTEC
Das Biotech-Unternehmen Evotec kann sich derweil im Rahmen einer Forschungsallianz mit dem Pharmakonzern Boehringer Ingelheim über eine Zahlung von vier Millionen Euro freuen. Evotec habe bei der Kooperation auf dem Gebiet der Krebsforschung einen Fortschritt (Meilenstein) erzielt, teilte die im TecDax notierte Gesellschaft mit. Die Aktien verloren 2,14 Prozent auf 2,010 Euro und hielten sich damit etwas besser als der Markt.
Die im SDax gelisteten Titel von Air Berlin sanken mit dem Markt um 2,93 Prozent auf 2,481 Euro, nachdem sie zuvor noch deutlich nach oben gesprungen waren. Unternehmenschef Joachim Hunold bietet seinen Rücktritt an und schlägt Hartmut Mehdorn als interimistischen Nachfolger vor. Ein Börsianer meinte, dies könnte möglicherweise Übernahmefantasie in die Aktie bringen. Aus seiner Sicht könnten Lufthansa oder Ryanair Interesse zeigen. Zunächst war die Ankündigung eines ergebnisbelastenden Massnahmenpaketes, das langfristig die Profitabilität steigern soll, noch mit Verlusten quittiert worden./gl/ag