AKTIEN FRANKFURT: Verluste ausgeweitet - Angst vor Atom-Gau in Japan
FRANKFURT (awp international) - Der deutsche Aktienmarkt hat seine Kursverluste am Dienstag angesichts der sich zuspitzenden Lage im japanischen Atomkraftwerk Fukushima kräftig ausgeweitet. Der deutsche Leitindex rutschte gegen Mittag um 4,53 Prozent auf 6.555,33 Punkte ab und notierte damit so tief wie seit Oktober 2010 nicht mehr. Händler verwiesen auf Berichte, wonach in der Wand von Reaktor 4 des Kraftwerks Fukushima Eins zwei grosse Löcher klaffen.
Die neuen Schreckensmeldungen und die steigende radioaktive Strahlung brächten die Börsen weiter aus dem Gleichgewicht. Der MDax der mittelgrossen Werte büsste 4,04 Prozent auf 9.481,25 Punkte ein. Für den TecDax ging es um 1,97 Prozent auf 853,60 Punkte nach unten. Deutliche Kursgewinne bei Titeln aus der Erneuerbaren-Energien-Branche bewahrten den Technologie-Index vor noch grösseren Kurseinbrüchen. Neben der Katastrophe in Japan setzen laut Börsianern auch die enttäuschend ausgefallenen ZEW-Konjunkturerwarungen den deutschen Markt unter Druck.
Analyst Ralf Grönemeyer von Silvia Quandt Research sprach von "Panikverkäufen". Der Ausverkauf in Japan signalisiere einen erheblichen Vertrauensverlust der Anleger angesichts der nuklearen Zwischenfälle, was kurzfristig auch die anderen Aktienmärkte belasten dürfte. Der Tokioter Aktienmarkt hatte den Handelstag am Dienstag mit einem Minus von mehr als zehn Prozent beendet.
VERSORGER VON JAPAN UND MORATORIUM BELASTET
Die Aktien der Versorger gehörten angesichts der anhaltenden Atomkrise in Japan und des verkündeten Moratoriums zur Laufzeitenverlängerung für deutsche Atomkraftwerke abermals zu den grössten Verlierern. Eon brachen um 4,76 Prozent auf 20,825 Euro ein und RWE gaben 4,03 Prozent auf 43,800 Euro ab. Bei einer früheren Abschaltung von Kernkraftwerke entstehe ein erheblicher Druck auf die Gewinne und Bewertung beider Unternehmen, schrieb Analystin Deborah Wilkens von Goldman Sachs. Dass die UBS die jüngsten Kursverluste für übertrieben hält und beide Titel hochstufte, half diesen nicht.
Auch Versicherungswerte verbuchten abermals deutliche Verluste. Die Swiss Re hatte am Vortag erläutert: "Bei der Versicherung von Nuklearanlagen in Japan sind Schäden durch Erdbeben, Tsunamis und durch Erdbeben ausgelöste Brände ausgeschlossen." Dies gelte sowohl für Schäden an der Anlage als auch für die Haftung gegenüber den geschädigten Menschen. Zudem decke auch die Gebäudeversicherung Schäden durch atomare Strahlung nicht ab. Die Aktien der Allianz gaben um knapp 5 Prozent auf 92,14 Euro nach. Munich Re verloren 3,33 Prozent auf 104,40 Euro.
Auto-Aktien stiessen Anleger ebenfalls ab. Daimler rutschten um 5,19 Prozent auf 44,725 Euro ab. Analysten vom japanischen Bankhaus Nomura verwiesen darauf, dass der Stuttgarter Konzern 15 bis 20 Prozent seiner Lastwagen in Japan baue. Dies könnte Daimler kurzfristig belasten. Papiere von Volkswagen (VW) gaben sogar noch stärker nach.
ERNEUERBARE-ENERGIEN-TITEL SCHIESSEN WEITER NACH OBEN
Im TecDax erklommen die Titel des Solarkonzerns Conergy mit plus 76,19 Prozent auf 0,666 Euro abermals den Spitzenplatz im TecDax. Zeitweise stieg der Kurs sogar bis auf 0,723 Euro. Gewinne von jeweils knapp 20 Prozent gab es auch für Solarworld und Nordex . Anteilsscheine von Phoenix Solar konnten nach Zahlen zum Geschäftsjahr 2010 zeitweise ebenfalls im zweistelligen Prozentbereich zulegen. Zuletzt stand aber nur noch ein Plus von 6,01 Prozent auf 24,885 Euro auf der Kurstafel. Ein Händler führte den Kurszuwachs vor allem auf die gute Stimmung im Sektor für Erneuerbare Energien zurück. Die Kennziffern selbst bezeichnete er mit Ausnahme der Dividende jedoch als enttäuschend./ajx/rum
--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---