AKTIEN FRANKFURT: Talfahrt geht weiter trotz teils positiver Quartalsbilanzen
FRANKFURT (awp international) - Die Unsicherheit über ungelöste Schuldenprobleme und dazu Anzeichen einer weltweiten Konjunktureintrübung haben den deutschen Aktienmarkt am Dienstag erneut belastet. Die Talfahrt im Dax setzte sich den fünften Handelstag in Folge fort. Bis zum Nachmittag büsste er weitere 1,11 Prozent auf 6.876,74 Punkte ein. Zum Wochenstart hatte er bereits nach dem schwer errungenen Kompromiss im US-Schuldenstreit und schwacher Konjunkturdaten aus den USA knapp drei Prozent eingebüsst und war auf den niedrigsten Stand seit Ende März gefallen. Der MDax verlor am Dienstag 3,45 Prozent auf 9.981,87 Punkte, der TecDax fiel um 2,48 Prozent auf 795,56 Punkte.
"Wir sehen zurzeit eine Verkettung vieler Dinge", sagte Marktanalyst Christoph Schmidt vom Vermögensverwalter N.M.F. AG. Neben der Schuldenthematik in den USA und Europa und den konjunkturellen Sorgen belaste den Dax vor allem, dass am Montag wichtige charttechnische Marken durchbrochen wurden. "Dass zeigt sich daran, dass der Dax deutlich stärker leidet als etwa der Dow Jones", sagte Schmidt. Zudem träten verstärkt Konjunkturpessimisten auf den Plan, sobald wichtige Chartmarken durchbrochen würden. "Im Grund gibt es nämlich gar nichts wirklich Neues heute."
FRESENIUS, BMW UND POST IM PLUS
Mehrheitlich positiv aufgenommene Quartalsberichte von fünf Dax-Konzernen konnten die Stimmung insgesamt kaum aufhellen. Zumindest legten aber einige Einzelwerte kräftig zu. So überzeugte der Gesundheitskonzern Fresenius mit seinen Zahlen und einer angehobenen Ergebnisprognose. Die Aktie gewann an der Dax-Spitze 1,74 Prozent auf 73,75 Euro. Das BMW-Papier legte nach neuen Quartalsrekorden bei Umsatz, Absatz und Ergebnis um 0,43 Prozent zu auf 68,00 Euro zu. Ein überraschend kräftiger Gewinnsprung bei der Deutschen Post liess deren Aktie um 0,54 Prozent auf 12,080 Euro steigen.
Die Probleme bei den Elektronikketten Media Markt und Saturn drückten beim Handelskonzern Metro im zweiten Quartal den Gewinn. Die Investoren quittierten dies mit kräftigen Verkäufen. Die Aktie fiel mit minus 6,16 Prozent auf 35,485 Euro an das Dax-Ende.
BEIM FMC STEHEN ZUKÄUFE IM FOKUS
Bei Fresenius Medical Care (FMC) standen vor allem die bekannt gegebenen Zukäufe in den USA und weniger die vorgelegten Zahlen im Blick. Die Titel büssten 1,46 Prozent auf 51,97 Euro ein. Der Dialyse-Spezialist verstärkt sich im US-Markt und will dort die Liberty Dialysis Holding für insgesamt 1,7 Milliarden US-Dollar übernehmen. Zudem hat FMC die American Access Care Holdings für 385 Millionen Dollar gekauft. Dass beide US-Unternehmen bereits im ersten Jahr nach Abschluss der Transaktionen zum Ergebnis beitragen sollen, wertete ein Händler als "eindeutig positiv". Allerdings, so ergänzte er, "gibt es derzeit eine ernsthafte Gefahr, dass die US-Regierung tiefgreifende Einschnitte im Gesundheitssystem vornehmen wird".
Hohe Rohstoffkosten und ein schwacher US-Dollar hatten im zweiten Quartal die Ergebnisentwicklung beim Halbleiter-Zulieferer und Chemiekonzern Wacker Chemie gebremst. Die Markterwartungen wurden enttäuscht, was die Aktie im MDax um rund zwölf Prozent einbrechen liess. Das Papier von Gildemeister verlor trotz angehobener Jahresprognose 3,99 Prozent auf 12,285 Euro. Zwar sei der Auftragseingang überraschend stark, doch die restlichen Zahlen hätten nicht überzeugt, hiess es von Börsianern.
PFEIFFER VACUUM ERFÜLLT ERWARTUNGEN
Die Aktie von Pfeiffer Vacuum Technology dagegen hielt sich im TecDAX an der Spitze mit plus 0,49 Prozent auf 75,37 Euro. Der Spezialpumpen-Hersteller kommt bei der Integration der im Vorjahr übernommenen Adixen gut voran und erfüllte mit seinen Quartalszahlen die Erwartungen der Analysten./ck/gl