AKTIEN FRANKFURT: Schwächer - Schuldenkrise bleibt im Blick - Banken unter Druck
FRANKFURT (awp international) - Der deutsche Aktienmarkt ist am Montag angesichts der anhaltenden weltweiten Schuldenprobleme schwächer in die Woche gestartet. Der Leitindex Dax verlor bis zum Mittag 0,94 Prozent auf 7.152,47 Punkte. Bereits die vergangene Woche hatte er mit einem Minus von knapp zweieinhalb Prozent beendet. Der MDax sank am Montag um 0,78 Prozent auf 10.705,45 Punkte und der TecDax büsste 0,73 Prozent auf 834,01 Punkte ein.
Aktienstratege Tammo Greetfeld von der Unicredit sagte, die Berichtssaison sowie die Schuldenkrisen in Europa und den USA mit dem Streit um die Anhebung der Schuldengrenze stünden weiter im Fokus. "Aus strategischer Sicht ist die Entwicklung der Schuldenkrise allerdings viel wichtiger als die Unternehmenszahlen, und ihr Ausgang wird wahrscheinlich das wirtschaftliche Umfeld für die kommenden Quartale prägen", betonte er. Zudem konnte der jüngste Banken-Stresstest laut Händlerin Anita Paluch von ETX Capital die Märkte nicht beruhigen, da er nur wenig über die derzeitigen Risiken für die Eurozone und insbesondere die Lage der Banken aussage. Ähnlich kritisch hatten sich zuvor schon etliche Experten zu Wort gemeldet. Am Nachmittag dürften Unternehmenszahlen aus den USA die weitere Marktrichtung mitbestimmen.
BANKEN NACH STRESSTEST UNTER DRUCK
Die Aktien der deutschen Banken reagierten negativ auf die Testergebnisse. Dass alle mit Ausnahme des Sonderfalls Helaba diesen bestanden, überraschte laut Händlern nicht. Die im härteste Krisenszenario ermittelte Kernkapitalquote von 6,5 Prozent der Deutschen Bank sei allerdings "ziemlich enttäuschend". Die Aktien des heimischen Branchenprimus sackten um 2,33 Prozent auf 36,285 Euro ab. Für die Titel der Commerzbank ging es am Dax-Ende um 2,72 Prozent auf 2,432 Euro bergab, obwohl die Unicredit sie hochstufte und nun eine Kaufempfehlung ausspricht. Im MDax wurden die Anteilsscheine der Aareal Bank in Sippenhaft genommen und fielen um 1,49 Prozent auf 19,800 Euro zurück, obwohl das Institut gar nicht zu den überprüften Banken gehört.
Die Siemens-Titel gaben um 1,83 Prozent auf 91,35 Euro nach. Der niederländische Konkurrent Philips Electronics war im zweiten Quartal wegen Abschreibungen tief in die roten Zahlen gerutscht. Zudem verwiesen Börsianer auf einen Bericht der "Financial Times Deutschland" (FTD), wonach die Bundesregierung Schienenkorridore nicht mehr vollständig mit dem Sicherheits- und Leitsystem ETCS ausrüsten will. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) habe die Einnahmen, die Anbietern wie Siemens und Alstom dadurch entgehen würden auf 4,5 Milliarden Euro beziffert, schreibt das Blatt. Auch ein Händler betonte, dass insbesondere Siemens davon betroffen sei. Zudem sei das Ganze auch negativ für Vossloh . Die Papiere des Verkehrstechnikkonzerns verloren 1,74 Prozent auf 84,50 Euro.
BERICHT ZU TOLL COLLECT BELASTET DAIMLER
Die Aktien von Daimler wurden von einem Bericht der "Financial Times Deutschland" (FTD) zum Unternehmen Toll Collect belastet, das der Autobauer gemeinsam mit der Deutschen Telekom betreibt. Das Blatt schreibt, im Schiedsgerichtsverfahren um das Lkw-Mautsystem von Toll Collect zeichne sich ab, dass die beiden Konzerne nicht ohne Schadenersatzzahlungen an den Bund davonkommen könnten. Das Schiedsgericht habe Konzernvertretern deutlich gemacht, dass sie ihre Position nicht würden halten können, schrieb die "FTD" mit Verweis auf an dem Verfahren Beteiligte. Daimler und die Telekom beharren darauf, dass sie keine Schuld am verspäteten Start des Systems haben, und sind daher bislang nicht bereit, Schadenersatz zu zahlen. Das Ganze sei mit Sicherheit nicht positiv, kommentierte ein Börsianer. Für Daimler ging es um 1,91 Prozent auf 52,25 Euro bergab, während Deutsche Telekom lediglich marktkonforme 0,93 Prozent auf 10,165 Euro abgaben.
Die Tui-Titel verzeichneten Abschläge von 2,53 Prozent auf 6,404 Euro. Ein Börsianer sagte, dass der Markt wohl eine Gewinnwarnung wie zuvor bei Konkurrent Thomas Cook fürchte. Europas zweitgrösster Reiseveranstalter hatte Anfang vergangener Woche mitgeteilt, dass die Unruhen in Nordafrika und dem Nahen Osten weiter am Gewinn zehren./gl/rum