AKTIEN FRANKFURT: Schwach - Schuldenberg von Italien in den Fokus gerückt
FRANKFURT (awp international) - Italien als möglicher neuer Brennpunkt der Schuldenkrise hat dem Dax am Montag weitere Verluste beigebracht. Der Leitindex sank bis zum Mittag um 0,64 Prozent auf 7.355,20 Punkte. Der MDax verlor 1,00 Prozent auf 10.958,40 Punkte, und der TecDax büsste 1,15 Prozent ein auf 888,57 Punkte.
Händlerin Anita Paluch von ETX Capital nannte mit Nachwirkungen schwacher US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag, anhaltenden Sorgen um die Inflation in China und deren möglicherweise wachstumshemmende Eindämmung, sowie Italien drei Gründe für die schlechte Stimmung am Aktienmarkt. Der jetzt in den Fokus gerückte Schuldenberg Italiens in Höhe von 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gefährde letztlich die Kreditwürdigkeit der gesamten Eurozone, wenn nicht schnell die richtigen Massnahmen ergriffen werden, so Paluch. Die Lage an den Rentenmärkten Italiens und auch Spaniens trübte sich zu Wochenbeginn weiter ein. Die Risikoaufschläge für Staatstitel mit zehnjähriger Laufzeit stiegen auf neue Rekordstände.
EU-FINANZMINISTER DÜRFTEN ÜBER ITALIEN BERATEN
Bankentitel standen weiter unter Druck, nachdem der europäische Branchenindex Stoxx 600 Banken in der Vorwoche bereits um fast 6 Prozent eingeknickt war. Aktuell erwischte es die Versicherer besonders deutlich. Die Finanzminister der 17 Euro-Staaten werden an diesem Montag in Brüssel darüber beraten, wie eine Ausweitung der Schuldenkrise vermieden werden kann. Neben Details des zweiten Hilfsprogramms für Griechenland in Höhe von bis zu 120 Milliarden Euro dürfte auch Italien ein Thema sein. Spekulationen, dass ein Krisentreffen einberufen wurde, wies der EU-Kommissionssprecher allerdings zurück. Einem Pressebericht zufolge fordert die Europäischen Zentralbank derweil eine Aufstockung des Rettungsschirms. Das bestehende Volumen reiche nicht aus, um Italien zu schützen. Ein Börsianer bezeichnete die neuerliche Unsicherheit als Gift für die Finanzwerte. Commerzbank-Aktien rutschten entsprechend mit minus 4,12 Prozent an das Dax-Ende, Papiere der Deutschen Bank verbilligten sich um 1,93 Prozent. Für Allianz-Aktien ging es um 3,04 Prozent nach unten.
BAYER VERLIERT YASMIN-PATENSTREIT - UBS STREICHT KAUFEMPFEHLUNG FÜR LUFTHANSA
Nach einem verlorenen Patentstreit gegen die Novartis-Tochter Hexal um die Verhütungspille Yasmin ging es auch für Bayer-Aktien um deutliche 1,66 Prozent nach unten. Analysten halten die Auswirkungen auf die Bilanz zwar für begrenzt, nach vierjähriger Dauer des Verfahrens komme die negative Entscheidung jetzt aber überraschend.
Lufthansa-Aktien litten mit einem Abschlag von 1,32 Prozent unter der gestrichenen Kaufempfehlung der UBS. Seine Abstufung begründetet Analyst Jarrod Castle vor allem mit den jüngsten Kursgewinnen, die nun nicht mehr genügend Aufwärtspotenzial liessen.
RWE PROFITIEREN ETWAS VON GAZPROM-FANTASIE - PRAKTIKER ERHOLT
Kursgewinne verzeichneten indes Gesundheitstitel, deren defensiver Charakter europaweit gefragt war. So legten Fresenius um 1,03 Prozent zu, FMC hielten sich stabil. RWE-Aktien verloren nach einem "Spiegel"-Bericht nur unterdurchschnittliche 0,18 Prozent. Demnach erwägt Konzernchef Jürgen Grossmann eine weitreichende Verknüpfung seines Konzerns mit dem russischen Gas-Giganten Gazprom . Auch eine strategische Beteiligung von Gazprom an RWE oder RWE-Töchtern und sogar eine Rolle der Russen als "Ankeraktionäre" in dem Essener Konzern sind für Grossmann dem Magazin zufolge denkbar.
Praktiker starteten nach dem jüngsten Kursrutsch einen Erholungsversuch um 2,21 Prozent und waren damit bester MDax-Wert. Börsianer sahen vage Übernahmespekulationen als Kursstütze./ag/la