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Ackermann hält Deutsche Bank auf Rekordkurs (2.AF)

Dieser Inhalt wurde am 26. Juli 2011 - 14:56 publiziert

FRANKFURT (awp international) - In seinem letzten Jahr als Chef der Deutschen Bank hält Josef Ackermann Kurs auf das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte. Er bekräftigte am Dienstag das Ziel, 2011 erstmals im operativen Geschäft 10 Milliarden Euro vor Steuern zu verdienen. Mit 5,5 Milliarden Euro hat der Konzern nach sechs Monaten schon mehr als die Hälfte davon erreicht. Wegen der Euro-Schuldenkrise sei es aber schwerer geworden, warnte Ackermann. Im zweiten Quartal konnte sich die Bank den Turbulenzen an den Handelsmärkten kaum noch entziehen. Ein dank der zugekauften Postbank stärkeres Privatkundengeschäft machte die Rückgänge allerdings wett.
Dagegen musste der Konkurrent, die Schweizer Grossbank UBS , im zweiten Quartal einen herben Rückschlag hinnehmen. Der Gewinn brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp die Hälfte ein. Auch die meisten US-Grossbanken hatten mit Problemen im Handelsgeschäft zu kämpfen. Ackermann befand: "Trotz zunehmend schwieriger Marktbedingungen hat sich unser Geschäftsmodell als robust erwiesen." Die Neuausrichtung zahle sich aus. Ackermann will die von Kritikern lange als "grosses Kasino" gegeisselte Deutsche Bank unabhängiger vom Investmentbanking machen und baut das Privatkundengeschäft aus.
ACKERMANN BEHÄLT VIEL MACHT
Dass die deutsche Nummer Eins von diesem Kurs nicht abweicht, soll Ackermann künftig als Aufsichtsratschef überwachen. Nach wochenlangem Gezerre hatte das Kontrollgremium dafür am Montagabend den Weg frei gemacht. Der Schweizer soll nach der Hauptversammlung im Mai 2012 vom Management direkt an die Spitze des Aufsichtsrats wechseln. Im Vorstand sollen dann der oberste Investmentbanker Anshu Jain und Deutschland-Chef Jürgen Fitschen die Amtsgeschäfte übernehmen.
Am Markt kamen die Nachrichten zunächst gut an - der Verbleib Ackermanns wurde goutiert. Eine Niederlage im Machtkampf gegen den aktuellen Aufsichtsratschef Clemens Börsig wäre Analysten sauer aufgestossen. "Wir begrüssen ganz klar die erwartete und notwendige Entscheidung zu der Doppelspitze und Josef Ackermann als potenziellen neuen Aufsichtsratsvorsitzenden", schrieb die DZ Bank. Die Aktie drehte im Laufe des Handels allerdings in einem allgemein schwächeren Markt leicht ins Minus, als das Quartalsergebnis stärker in den Blick geriet, das etwas schlechter ausfiel als erwartet. Mit dem zulegenden Dax kämpfte sich die Aktie am Nachmittag dann wieder in den positiven Bereich.
GEWINN SCHWÄCHER ALS ERWARTET
Unter dem Strich verdiente die Bank im zweiten Quartal rund 1,2 Milliarden Euro. Das waren entgegen den Markterwartungen nur magere drei Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dabei belasteten überraschend hohe Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle vor allem bei der Postbank, was die Deutsche Bank mit Buchungsformalien erklärte.
Auf Anleihen des Pleitekandidaten Griechenland schrieb die Bank 155 Millionen Euro ab. Darin sind allerdings noch nicht die Auswirkungen des in der vergangenen Woche beschlossenen Rettungspakets enthalten, wie ein Sprecher erklärte. Die genauen Folgen einer freiwilligen Beteiligung an den Hilfen für Athen würden noch geprüft, heisst es im Quartalsbericht.
RISIKO IN EURO-KRISENLÄNDERN ABGEBAUT
Auch gegen weitere mögliche Rückschläge aus anderen kriselnden Euro-Staaten wappnete sich Deutschlands grösste Bank: Im ersten Halbjahr kappte das Institut sein Engagement in den von der Schuldenkrise betroffenen Ländern Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien - den sogenannten PIIGS-Staaten - um 70 Prozent auf rund 3,7 Milliarden Euro. Am deutlichsten reduzierte die Bank das Risiko in Italien: von 8,0 Milliarden Ende 2010 auf 997 Millionen Euro Ende Juni 2011.
Erstmals schlug die neue deutsche Bankenabgabe mit 62 Millionen Euro zu Buche. Für das Gesamtjahr rechnet der Frankfurter Dax-Konzern damit, dass er 124 Millionen Euro an den Krisenfonds der Bundesregierung überweisen muss. Das Auffangnetz zur Vorsorge gegen mögliche künftige Schieflagen von Banken soll am Ende etwa 70 Milliarden Euro stark sein. Die Deutsche Bank hatte die Abgabe scharf kritisiert. Sie rechnet in den kommenden Jahren mit steigenden Beträgen. Hinzu kommen ähnliche Belastungen etwa in Grossbritannien.
MEHR EIGENKAPITAL
Gut voran kommt die Deutsche Bank beim Aufbau von Eigenkapital, das als Puffer gegen neue Krisen gilt. Die harte Kernkapitalquote stieg auf 10,2 Prozent - nach 8,7 Prozent Ende 2010 und 9,6 Prozent Ende März. Damit sieht sich die Bank gut gerüstet für die künftig geltenden schärferen Anforderungen ("Basel III"). Finanzvorstand Stefan Krause betonte in einer Telefonkonferenz, mit der aktuellen Kapitalausstattung wäre die Bank beim jüngsten europäischen Bankenstresstest im Krisenszenario bei 7,5 Prozent Kernkapitalquote gelandet - einen Prozentpunkt besser als beim Test./enl/ben/
--- Von Erik Nebel, dpa-AFX und Jörn Bender, dpa ---

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