Acht Schweizer in Höhle eingeschlossen - Leichtsinn vorgeworfen
Im französischen Jura sind acht Deutschschweizer seit Mittwoch (16.05.) wegen eines plötzlichen Wassereinbruchs in einer Höhle blockiert. Noch immer haben die Retter keinen Kontakt zu den Eingeschlossenen aufnehmen können. Ob sie noch leben, ist unklar. Für den Präsidenten der Schweizerischen Gesellschaft für Höhlenforschung (SGH) war der Einstieg in die Höhle "leichtsinnig".
Die Gruppe ist am Mittwochabend in die Höhle "Bief-du-Parou" eingestiegen und wurde dann von heftigen Regenfällen überrascht. Zwei Kameraden, die ausserhalb der Höhle geblieben waren, schlugen Alarm. Um Mitternacht wurde ein Krisenstab gebildet.
Wasser abpumpen
Die Acht sind noch immer in der Höhle eingeschlossen. Ein Kontakt mit ihnen konnte noch nicht hergestellt werden. In einem Grosseinsatz sind rund 300 Retter vor Ort - darunter Feuerwehrmänner, Polizisten und Spezialtaucher. An den Rettungsversuchen beteiligen sich auch 15 Spezialisten aus der Schweiz. Es wird versucht, das Wasser abzupumpen oder zu den Eingeschlossenen vorzudringen.
Zurzeit konnte dank dem Pump-Einsatz der Wasserspiegel wieder stabilisiert werden. Wegen dem unzugänglichen Gelände ist es jedoch nicht möglich, mit grossen Pumpen zu arbeiten.
Neben dem Abpumpen des Wassers aus der Höhle, das zurzeit klar Priorität hat, versuchen die Helfer, mit kleinen Sprengladungen den Zugang zur Höhle zu vergrössern.
Da das Wasser zu trüb und zudem zu reissend sei, war es bisher zu gefährlich, um Taucher auf den Weg in die Höhle zu schicken. Der Eingang ist sehr eng, es besteht die Gefahr, dass die Taucher beispielsweise mit den Sauerstoff-Flaschen hängen bleiben könnten. Die Fachleute reden davon, frühestens gegen Abend eventuell einen Versuch wagen zu können.
Nur mit leichtem Gepäck ausgerüstet
Die blockierten Personen seien nur mit leichtem Gepäck ausgerüstet, mit einigen Überlebensdecken und etwas Wasser, heisst es. Bei den Eingesperrten handelt es sich insgesamt um fünf Männer und drei Frauen im Alter zwischen 25 und 35 Jahren. Die Studierenden sind von der Hochschule für soziale Arbeit Zürich. Sie waren mit einem Tour-Organisator aus Bettingen BS unterwegs.
Zwölf weitere Mitglieder der insgesamt 20-köpfigen Gruppe waren bereits am Mittwochmorgen in die Höhle gestiegen, wie ein 28-jähriges Mitglied der Gruppe gegenüber der Nachrichtenagentur sda telefonisch erklärte. Sie befanden sich am Donnerstagmorgen immer noch vor Ort. Nach seinen Angaben waren beide Gruppen unter der Leitung eines erfahrenen Führers.
Hohlraum finden
Thomas Arbenz, der Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Höhlenforschung, erklärte gegenüber swissinfo, die Höhle, in der die acht Personen eingeschlossen sind, sei sehr eng. Die einzige Chance zu überleben, so Arbenz, sei einen Hohlraum zu finden, der nicht überflutet werde.
Eine zweite Chance bestehe darin, dass man die Eingeschlossenen möglichst schnell finde. Arbenz ist persönlich der Ansicht, die Gruppe habe leichtsinnig gehandelt. Es sei bekannt, dass gerade die Jura-Höhlen im Grenzgebiet Schweiz/Frankreich sehr schnell auf Niederschläge reagieren - und Regen sei ja von den Meteorologen vorausgesagt worden. Zudem habe es bereits in den letzten Wochen viel geregnet. Der Vergleich sei etwas überspitzt, doch "wenn jemand bei höchster Lawinen-Gefahr in einen Lawinen-Hang geht, dann ist das in etwa dasselbe", so Arbenz.
Kritisch äussert sich auch die Bürgermeisterin von Goumois, Jeanne-Marie Paillard. Sie könne sich zwar nicht erinnern, dass je ein solcher Unfall in der Höhle passiert sei. Dennoch sei die Schweizer Gruppe wohl "etwas naiv in die Grotte gegangen".
swissinfo und Agenturen

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