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ABB: Ein zweiter Fall Swissair?

ABB-Chef Jörgen Centerman knausert mit Informationen. Keystone

Dem Technologie-Konzern ABB geht es schlecht: 12'000 Angestellte verlieren ihre Jobs. An der Börse haben die Aktien massiv nachgegeben. Die Investoren machen sich Sorgen.

Dieser Inhalt wurde am 19. Oktober 2001 publiziert Minuten

Trübe Aussichten für die ABB: Das Unternehmen befindet sich in der grössten Krise seiner Geschichte: Die Aktien haben seit Anfang Jahr 70% eingebüsst, und der Reingewinn im ersten Halbjahr 2001 brach um 76% auf 266 Mio. Franken ein. Dem Management wird schlechte Kommunikation vorgeworfen.

Rückstellungen nach Terror-Anschlägen

Wegen der Attentate in den USA war ABB gezwungen, Mittel im zweistelligen Millionen-Bereich zurückzustellen. Analysten gehen von 50 Mio. Franken aus, wobei diese Summe allerdings nach oben korrigiert werden könnte.

"ABB war zum Teil Rückversicherer eines der Flugzeuge, die an den Anschlägen vom 11. September beteiligt waren. Zudem war das World Trade Center auch durch ABB rückversichert", erläutert der Analyst Pierre-Olivier Gabris.

ABB dürfte auch in den nächsten Monaten an der Börse schlecht abschneiden. Viele Analysten wollen das Jahres-Ergebnis abwarten, ehe sie die ABB-Titel wieder zum Kauf empfehlen. Einen Hoffnungs-Schimmer sehen sie allerdings: Sollte sich für die US-Wirtschaft eine Erholung im zweiten Halbjahr 2002 abzeichnen, könnte die ABB-Aktie möglicherweise schon bald wieder deutlich zulegen. Diese Hoffnung ist nicht unbegründet, legte der ABB-Wert doch am Donnerstag um 1,72% zu.

Asbest-Affäre

Die Klagen gegen ABB in der Asbest-Affäre resultieren aus dem 1989 getätigten Kauf der US-Gesellschaft Combustion Engineering. Trotz dem Wiederverkauf dieses Geschäfts-Bereichs zehn Jahre später an die französische Alstom muss ABB weiterhin Entschädigungs-Forderungen übernehmen.

Die Probleme gehen zurück auf die 60er und 70er Jahre. Der Kessel-Hersteller Combustion Engineering aus Connecticut verwendete Asbest für seine Produktion - eine Substanz, die bei Menschen noch zwanzig Jahre nach Kontakt Krebs auslösen kann.

Wie steht es mit ABB Schweiz?

ABB-Chef Jörgen Centerman betont in einem Interview mit dem Zürcher Tages-Anzeiger, dass ABB Schweiz in diesem Jahr gut gearbeitet habe. Er denke, dass der grösste Teil des Abbaus in diesem Land über Fluktuationen erfolgen könne. Zur Frage, ob und wie viele Entlassungen es hier geben werde, wollte sich Centerman nicht äussern. Der 50-jährige Schwede ist seit Beginn dieses Jahres Konzernchef von ABB.

"Jeder einzelne Rappen zählt"

Laut Centerman ist es nicht auszuschliessen, dass sich die ABB zwecks Geld-Beschaffung von einzelnen Sparten trennen wird. So zum Beispiel vom etwas artfremden Geschäft mit den Ölplattformen. Aber, so Centerman, es gebe noch andere Wege - etwa indem man Gewinne erhöhe. Auch in bescheidenem Rahmen, denn "jeder einzelne Rappen" zähle...

Die ABB-Ergebnisse des dritten Quartals 2001 sollen am kommenden Mittwoch veröffentlicht werden.

swissinfo und Agenturen

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