7'711 Stunden Autobahnstau und keine Lösung
Auf Schweizer Autobahnen haben sich im vergangenen Jahr während 7'711 Stunden Staus gebildet, 3 Prozent mehr als 1999. Die FDP fordert den Bau einer zweiten Gotthard-Röhre und den Ausbau der A1. Dies allein würde den Stau laut Experten aber nur verlagern.
Der FDP-Gegenvorschlag zur Avanti-Initiative sieht neben einer zweiten Gotthard-Röhre den sechsspurigen Ausbau der A1-Strecken Genf-Lausanne, Härkigen-Wiggertal und Dietikon-Oerlikon auf dem Zürcher Nordring vor.
Laut einer FDP-Mitteilung vom Montag (11.01.) würde der Ausbau des Gotthardtunnels eine partielle Anpassung des Alpenschutzartikels erfordern. Angesichts der Sicherheitsmängel, der unbefriedigenden Kapazitäten und der besseren Anbindung des Tessins an die Restschweiz geht die FDP davon aus, dass Volk und Stände eine entsprechende Verfassungsänderung akzeptieren werden.
Im Unterschied zu der im November 2000 eingereichten Avanti- Initiative der Automobilverbände will die FDP keinen Ausbau der A1 auf der gesamten Strecke Zürich-Bern. Zudem wird keine Terminierung des Baubeginns, sondern nur der Termin der Bauplanauflagen festgeschrieben.
Der Gotthard ist nicht das Hauptproblem
Der Ausbau des Gotthards auf vier Spuren sowie eine Erweiterung des Autobahnabschnitts Härkingen-Wiggertal genügen gemäss Professor Kay Axhausen vom Institut für Verkehrsplanung und Transporttechnik der ETH Zürich allerdings nicht.
«Die Diskussionen um den Gotthard visieren einen wohl eher symbolischen Punkt an», ist der Eindruck des Verkehrsplaners. Der Gotthard stehe für die Gesamtproblematik der Strassentransitachse A2. «Will man zu einer befriedigenden Lösung kommen, muss die A2 in ihrer Gesamtheit betrachtet und saniert werden», lautet sein Verdikt.
Nadelöhre sind auch die drei A2-Zollübergänge Weil, St-Louis und Chiasso. Laut Hugo Geiger, Vizedirektor der Oberzolldirektion, können diese nicht ausgebaut werden. Nur Vor- und Nachstauräume könnten helfen, die Staus zu reduzieren. Hierzu müssten aber die Kantone Hand bieten. Dies tun sie aber gemäss Geiger nicht.
Noch besser wäre die Errichtung neuer Zollübergänge mit entsprechendem Stauraum. Zu solchen Plänen müssten neben den Kantonen auch die Nachbarländer einverstanden sein, was laut Geiger schwierig werden dürfte.
Verkehrsüberlastungen als Hauptgrund
Die 7'711 Stunden Autobahnstau 2000 kosteten rund 1 Milliarde Franken. Gemäss dem Bundesamt für Strassen (ASTRA) war in 4'308 Staustunden oder in 56 Prozent der Staus Verkehrsüberlastungen die Ursache. Das entspricht einer Zunahme um 895 Stunden oder 26 Prozent.
Allein 2'405 Stunden entfielen auf die A1, wobei der Engpass am Baregg alleine für 1'040 Staustunden verantwortlich war. Die Autos standen dagegen am Gotthard nur 750 Stunden, wovon zwei Drittel auf den Ferienreiseverkehr entfielen.
Die Staus, die durch Unfälle verursacht wurden, nahmen um 18 Prozent auf 1'753 Stunden ab. Baustellen waren für 1'037 Staustunden verantwortlich, 14 Prozent weniger als 1999. Auf den Hauptverkehrsachsen und in den Agglomerationen haben sich die Staustunden fast verdoppelt, obwohl die jährlichen Verkehrszunahmen nur zwischen 2,9 und 3,4 Prozent lagen.
swissinfo und Agenturen

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