20 Jahre Gotthard-Strassentunnel
Er ist der berühmteste und umstrittenste Autotunnel der Schweiz. Der Gotthard-Autotunnel verbindet die Nord- mit der Südschweiz. Er ist europäische Transitstrecke für Personen- und Gütertransporte. Seit 20 Jahren sind die 16'918 Meter Tunnel im Gespräch.
Der Entscheid fiel in der vergangenen Sommersession der Eidgenössischen Räte relativ knapp, aber nicht ganz unerwartet. Mit 93 gegen 86 Stimmen hiess der Nationalrat, die grosse Parlamentskammer der Schweiz, eine parlamentarische Initiative des Aargauer SVP-Nationalrats Ulrich Giezendanner gut. Sie verlangt, dass unverzüglich mit der Planung einer zweiten Röhre für den Autotunnel durch den Gotthard begonnen wird.
Im Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) von Bundesrat Moritz Leuenberger wurde dieses Ergebnis gelassen zur Kenntnis genommen. Ein neuer Tunnel - wenn denn überhaupt je einer gebaut würde - könnte frühestens in zehn bis zwanzig Jahren in Betrieb genommen werden.
Anders die Umweltverbände. Sie reagierten heftig auf den Entscheid des Nationalrates und sprachen von einer "skandalösen Missachtung des Volkswillens". Denn, eigentlich würde nach dem Ja zur Volksinitiative zum Schutz der Alpen eine solche zweite Röhre am Gotthard die Verfassung verletzten.
Nichtsdestotrotz sprachen der Schweiz grösster Automobilverband, der TCS, und der Schweizerische Strassenverkehrsverband von einem "weisen" Entscheid des Nationalrates.
Wintersicher ins Tessin
Von Staus in der Ferienzeit, von Verkehrslawine am Gotthard und vom Nadelöhr für die grossen Lastwagen, wollte oder vermutlich konnte der selbe Nationalrat 1960 noch nichts wissen. Damals verlangten die Eidgenössischen Räte (dazu gehört auch der Ständerat, die Kleine Kammer) schlicht eine wintersichere Verbindung mit dem Kanton Tessin im schweizerischen Nationalstrassenprogramm. Denn das Tessin war im Winter oft von der übrigen Schweiz abgeschnitten, wenn auf dem Gotthardpass meterhoch der Schnee lag.
1965 beschloss der Rat den Bau des Gotthard-Autotunnel. Es entstand ein sogenanntes Vierschachtprojekt, und 1969 wurde der Bau des Tunnels mit wohl vier Schächten, aber leider nur einer Röhre an zwei Schweizer Unternehmen vergeben.
Der längste der Welt
Am 26. März 1976 wurde der Sicherheitsstollen, am 3. Dezember des gleichen Jahres der Tunnel durchschlagen. Am 5. September 1980 wurde der Gotthard-Strassentunnels dann feierliche eröffnet. Gekostet hat der Tunnel 686 Mio. Franken. Stolz hoben die Festredner hervor, dass man hier am längsten Strassentunnel der Welt stehe, dass damit ein neues Kapitel "Zukunft Schweiz" gebaut wurde.
Verkehrslawine
Obwohl im Februar 1999 starker Schneefall und Lawinen die Gotthardautobahn im Kanton Uri für einige Tage lahm legten, spricht man im Zusammenhang mit dem Gotthard-Strassentunnel vor allem von einer andern Lawine: der Verkehrslawine.
Am Wochenende des Palmsonntags 2000 stauten sich die Fahrzeuge während mehr als 32 Stunden. 1999 waren es gerade mal 43 Minuten gewesen. Am Wochenende vor Ostern fuhren in diesem Jahr 74'671 Fahrzeuge durch den Gotthard-Strassentunnel.
Eindrücklich auch die Zahlen des Schwerverkehrs. 1981 durchquerten 171'000 Lastwagen den Tunnel, 1999 waren es bereits über 1,1 Millionen. Insgesamt, so Karl Egli, Pressesprecher der Urner Kantonspolizei, befuhren 1999 genau 6'499'000 Fahrzeuge den Tunnel, der nun 20-jährig ist.
Urs Maurer, swissinfo

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