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"Wir sind Menschen, keine Konkursmasse"

Swissair-Angestellte forderten die Rettung ihrer Arbeitsplätze und übten massive Kritik an den Grossbanken. Keystone

Rund 10'000 Personen haben am Mittwoch vor dem Swissair-Hauptsitz in Kloten und vor der UBS in Glattbrugg gegen die Rolle der Grossbanken im Swissair-Debakel demonstriert. Die Personalverbände forderten vom Bundesrat eine rasche Intervention.

Dieser Inhalt wurde am 03. Oktober 2001 publiziert Minuten

Die Wut der Demonstrantinnen und Demonstranten sass tief, die Stimmung war angeheizt. Die vielen Transparente sprachen Klartext: "UBS + CS = Mafia", "UBS - United Bandits of Switzerland" oder "Wir sind Menschen, keine Konkursmasse".

Die von der UBS ausgelösten Geschehnisse seien ein Ausdruck einer unbeschreiblichen Arroganz der Grossbanken in Dimensionen, wie sie die Schweiz noch nie erlebt habe, sagte Paul Rechsteiner, Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes und St.Galler SP-Nationalrat. Er forderte die "bürgerlichen Ordnungspolitiker" auf, ihre ideologischen Scheuklappen abzulegen, um eine staatliche Intervention zu unterstützen.

"Anti-UBS-Lösung" gefordert

Auch VPOD-Luftverkehr-Präsident Daniel Vischer sagte, unter der Führung der Basler-Bankherren könne keine Fluggesellschaft entstehen, die den Namen einer nationalen Airline trage. Vischer forderte alle politischen und wirtschaftlichen Kräfte sowie den Bundesrat auf, für eine Anti-UBS-Lösung zusammenzurücken.

Bereits am Mittag hatten sich rund 4'000 Menschen vor dem Hauptsitz der Swissair am Balsberg in Kloten (ZH) versammelt. An den beiden Kundgebungen nahmen viele Swissair-Angestellte teil. Piloten in ihren eleganten Uniformen standen neben Mechanikern von SR Technics in ölverschmierten Overalls und Kabinenpersonal.

Von den Banken, den verantwortlichen Verwaltungsräten, Kanton, Stadt und Bund verlangten die Demonstrierenden die Bereitstellung von Mitteln für den Sozialplan von mindestens zwei Milliarden Franken.

Zu einer spontanen Kundgebung kam es auch in Bern, wo rund 100 Menschen vor den Gebäuden von UBS und Credit Suisse demonstrierten.

Einzigartige Aktion der Piloten

In einer bisher einzigartigen Aktion protestierten rund 60 Swissair-Piloten in den Flughafenterminals A und B sowie rund 60 Piloten im Zürcher Hauptbahnhof und am Nachmittag auch auf der Bahnhofstrasse gegen die erzwungene Stilllegung.

Die Piloten hatten Transparente dabei mit Inschriften wie "Mein Papi ist Pilot und möchte Sie gerne fliegen", "Herr Ospel, ausser Geld gibt es auch Menschen", "Herr Ospel, wir fliegen für Sie" bei sich. Die UBS habe das resultierende Chaos fahrlässig in Kauf genommen, sagte ein Sprecher der Swissair-Pilotenvereinigung Aeropers.

swissinfo und Agenturen

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