"Neue Ökonomie" ist eine Herausforderung für den Staat
Die "Neue Ökonomie" fordert nach Ansicht des Vororts die staatliche Wirtschafts-und Sozialpolitik heraus. Der Staat müsse eine Schrittmacherfunktion übernehmen, heisst es im neusten Konjunkturbericht des Wirtschaftsspitzenverbands.
Für eine optimale Nutzung der Vorteile der neuen Technologien durch möglichst alle Bevölkerungskreise seien neue Initiativen des Staats erforderlich.
Der Staat hat laut dem Dachverband der Schweizer Wirtschaft zur raschen Verbreitung der neuen Technologien ein anreizkompatibles Regulierungsumfeld zur Verfügung zu stellen. Ziel müsse sein, dass alle Geschäfte, die heute auf dem Korrespondenzweg abgewickelt werden, ohne Einbusse an Rechtssicherheit auch über Internet getätigt werden könnten.
Die Gunst der Stunde müsse genutzt werden. Die anstehenden Aufgaben liessen sich in einer wachsenden Wirtschaft leichter bewältigen als unter ungünstigen wirtschaftlichen Voraussetzungen.
Der von der "Neuen Ökonomie" ausgehende Reformdruck zielt gemäss Vorort in folgende Richtungen: Fortführung der Deregulierung, damit die Angebotsseite beziehungsweise die Arbeits- und Gütermärkte flexibel auf Nachfrageänderungen reagieren könnten; klare Spielregeln für die Zuwanderung, weil der Arbeitsmarkt für Fach- und Führungskräfte auch ausserhalb des Informations- und Kommunikationsbereichs ein weltweiter Markt geworden sei; ein modernisiertes Bildungssystem, das den Ansprüchen einer mobilen Dienstleistungsgesellschaft auf allen Stufen gerecht werde; die Stärkung der staatlichen Grundlagenforschung als wichtigster Wissens- und Innovationsquelle; die Förderung von Netzwerkstrukturen zwischen Hochschulen und Unternehmungen im anwendungsorientierten Bereich.
18-Prozent-Initiative kein taugliches Mittel
Zur Zuwanderung befürwortet der Vorort ein Einwanderungsgesetz, das sowohl den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes als auch der längerfristigen Bevölkerungsentwicklung Rechnung trage. Die 18-Prozent-Initiative mit ihrer verfassungsmässigen Beschränkung des Ausländeranteils laufe einer solchen Politik zuwider. Zum Bildungssystem heisst es, dem Konzept des lebenslangen Lernens komme zentrale Bedeutung zu, weil in vielen Berufen das einmal erworbene Wissen schneller veralte und der Wandel der Arbeitsorganisation in Richtung Prozess orientierter und kooperativer Arbeitsformen neue und andere Anforderungen an Wissen und Kompetenzen stelle.
Kürzere Studiengänge
Für die Hochschulen bedeute dies die Einführung kürzerer Studiengänge, die Schaffung angemessener Durchlässigkeit zwischen Universitäten und Fachhochscnhulen und mehr internationaler Wettbewerb statt nationale Koordination. Solle die Globalisierung von der Bevölkerung positiv aufgenommen werden, so müsse sich die Wirtschafts- und Sozialpolitik auch jener annehmen, die sich durch den technischen Fortschritt überfordert fühlten oder die eine Entwertung ihrer Fähigkeiten erlitten und damit ein höheres Arbeitslosenrisiko trügen, schrieb der Vorort weiter.
Dabei sei weder die Beschränkung des Ausländerbestandes hilfreich, noch seien staatlich fixierte Mindestlöhne sachgerecht. Viel zweckmässiger sei es, durch laufende Qualifizierungsmassnahmen die Arbeitsmarktfähigkeit der Erwerbstätigen zu verbessern. Nötigenfalls sei durch institutionelle Reformen wie etwa Einkommenszuschüsse für mehr Beschäftigung und einen effizienteren Kapitaleinsatz zu sorgen.
Bisherige Erfahrungen zeigten, dass sich die neuen Technologien am besten in einem unternehmensfreundlichen Umfeld entfalten könnten, das geprägt sei von der Verpflichtung zur Preisstabilität, niedrigen Steuern und geringer Regulierung. Eine solche Wirtschaftspolitik vermindere Unsicherheit, ermutige Unternehmertum und fördere Investitionswachstum, schrieb der Vorort.
Günstige Aussichten für Wirtschaftsentwicklung
Die Schweizer Wirtschaft hat dank lebhafter Exporte und kräftig gewachsener Inlandnachfrage für die nächsten Monate günstige Aussichten. Der Vorort erwartet in seinem jüngsten Wirtschaftslagebericht für dieses Jahr ein BIP-Wachstum von rund 3,0 Prozent und eine Durchschnittsteuerung von weniger als 1,8 Prozent.
Angesichts des weltweit lebhaften Wirtschaftsverlaufs ergeben sich für die Schweizer Wirtschaft für die nächsten Monate insgesamt günstige Perspektiven, wie der Vorort in seinem in der Nacht zum Freitag veröffentlichten Bericht schrieb. Die Zuversicht stütze sich zum einen auf die solide Exportkonjunktur und zum andern auf die robuste Inlandnachfrage, die eine tragende Säule des Aufschwungs geworden sei.
swissinfo und Agenturen

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