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"Inferno, Flammenhölle, Brandkatastrophe"

Die Schweizer Zeitungen sind schockiert und überlegen sich, wie die Sicherheit verbessert werden könnte. swissinfo.ch

Die Schweizer Zeitungen ringen nach Worten, um das Unglück im Gotthard zu beschreiben. Braucht es nun eine zweite Röhre? Die Meinungen gehen auseinander.

Dieser Inhalt wurde am 25. Oktober 2001 - 10:08 publiziert

"Quelle série noire!" Welch schwarze Serie, schreibt LE TEMPS. Zwar verbinde keine Logik die Attentate des 11. Septembers, den Amoklauf in Zug und das Debakel der Swissair. Und doch frage man sich, warum dies alles passiere.

Für die BASLER ZEITUNG fügen sich diese Ereignisse "in die momentan herrschende Katastrophen-Stimmung und zeigen vor allem eines: "Der Sonderfall, das Vorbildland, ist in der Realität angekommen." Der Brand am Gotthard sei "ein weiterer Schlag für das schweizerische Selbst-Empfinden".

Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG schreibt, der Unfall am Gotthard mache nach dem schwarzen September auch den Oktober zum Monat des Leids. Es werde uns schmerzlich vor Augen geführt, "dass die gebauten Strukturen unserer Zivilisation trotz allen Sicherheitsvorkehrungen verwundbar sind und unser Leben darin gefährdet bleibt".

Verkehrspolitische Forderungen

Kaum hatte sich der Unfall ereignet, waren auch schon die ersten verkehrspolitischen Forderungen auf dem Tisch. Die Strassenlobby forderte im Namen der Sicherheit den Bau einer zweiten Röhre. Der BLICK macht dazu eine Aussage von Verkehrsminister Moritz Leuenberger zum Titel: "Jetzt die 2. Röhre zu fordern ist geschmacklos."

Für die Aargauer Zeitung hingegen ist die Katastrophe eine "tragische Bestätigung". In langen, derart stark befahrenen Autotunnels mit Gegenverkehr reiche auch der vergleichsweise hohe Sicherheitsstandart eines Gotthardtunnels nicht mehr aus: "Die zweite Röhre drängt sich auf."

Die BERNER ZEITUNG weist darauf hin, dass auch in richtungsgetrennten Tunnels Unfälle passieren, nennt die LKW's "allgegenwärtige Gefahrenherde": "Deshalb darf das schreckliche Unglück von der Strassenlobby nun nicht dazu benützt werden, ihr politisches Süppchen zu kochen... Denn ihr geht es nicht in erster Linie um die Sicherheit, ihr geht es um eine Kapazitäts-Steigerung im Alpentransit."

Und dies bringe nur noch mehr Lastwagen, noch mehr Umweltverschmutzung, noch mehr Verkehrsopfer. Deshalb die Forderung der BZ: "Auf die Schiene mit den LKWs."

Auch für die WOCHENZEITUNG WOZ ist der zweite Strassentunnel das falsche Mittel: "Wer zusätzliche Strassen baut, wird mehr Strassenverkehr ernten. Und mehr Strassenverkehr bringt mehr Risiken, zumal in langen Tunneln."

Der TAGES ANZEIGER ist der Meinung: Der Schwerverkehr gehört auf die Bahn, so schnell wie möglich und so umfassend wie möglich. "Bei dieser Verlagerung werde der Staat noch mehr nachhelfen und die Bahn noch stärker subventionieren müssen: "Weil Sicherheit ein legitimes Bedürfnis ist und nicht dem freien Markt überlassen werden darf."

Kathrin Boss Brawand

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